Lillemor’s Frauenbuchladen

Früher fand ich Frauenbuchläden ungefähr so sexy wie lila Wollsocken in Birkenstocks. Dann habe ich angefangen, mich mit Frauen in der Literatur zu beschäftigen. Und mir ist klar geworden, dass ich einfach keine Ahnung hatte, welche positive Rolle solche Orte gespielt haben in dem Hervorbringen meiner Generation, die sich den Luxus erlauben kann, sie überflüssig zu finden, weil die Emanzipation inzwischen auch bei Hugendubel stattfindet. Ein schöner Ort, um Abbitte für meine kleine Arroganz zu leisten, und gleichzeitig ein echtes Stück femininer Zeitgeschichte ist Lillemors Frauenbuchladen und Galerie auf der Barer Strasse. Der Laden besteht jetzt seit 35 Jahren! Und er ist viel, viel mehr als nur eine Buchhandlung: Dort finden Lesungen und Vorträge statt, Ausstellungen werden gezeigt — und das auch zu unbequemen Themen.
Ausführlich werden auf der Webseite jeden Monat Neuerscheinungen und empfehlenswerte Klassiker vorgestellt. Im Laden stehen immer wieder Bücher zu interessanten Themengruppen arrangiert nebeneinander; ich bin noch nie dort gewesen, ohne etwas Unbekanntes zu entdecken. Das ganz besondere: Die durchdachte und bemerkenswert reichhaltige Auswahl an Kinderbüchern. Keine radikal feministischen, sondern solche, die Kinder und Eltern zum Nachdenken über Geschlechterrollen anregen, ohne dabei mit dem Zeigefinder zu wackeln.
Dass die Mitarbeiterinnen super hilfsbereit und kompetent sind, ist klar. Darüberhinaus können sie auch einen Einblick in das «weibliche» München geben, und tun es auf Nachfrage gerne. Auf der Webseite finden sich ebenfalls viele Tipps zu Vernetzungen und Veranstaltungen. Das Lillemors ist einfach ein aufs angenehmste politischer Laden, der Kampfesgeist und Liebe zur Literatur unverkrampft und überzeugend vermittelt und obendrein noch zum Schmökern und Verweilen einlädt.