Staatskanzlei Rheinland-Pfalz

Die Staatskanzlei in Mainz– sozusagen eine Schaltstelle der Macht. Denn schließlich sitzen und wirken hier seit 1960 die Ministerpräsidenten des Bundeslandes Rheinland-​Pfalz mit ihrem unmittelbaren Umfeld. Bzw. mittlerweile eine Ministerpräsidentin.
Auch wenn ich Leute kenne, die hier arbeiten– ich möchte mich in diesem Beitrag auf das dem Landtagsgebäude unmittelbar benachbarte (und mit ihm baulich sogar verbundene) Gebäude beschränken, das ehemalige Neue Zeughaus.
Neues Zeughaus? Ja, denn es gab vorher schon ein Zeughaus, das Alte Zeughaus, im Gebäude «Zum Sautanz». Hier war ein paar Jahrzehnte lang der damalige Südwestfunk– längst wird es von der Staatskanzlei genutzt.
Das Zeughaus diente, wie auch die Zeughäuser in anderen Städten, der Aufbewahrung von «Zeug», genauer gesagt: In erster Linie von Waffen. Es war also ein Arsenal-​Gebäude.
Der Barockbau wurde ab 1738 unter dem Oberbaudirektor und Festungsbaumeister Johann Maximilian von Welsch errichtet. Im ersten Stock befand sich einstmals ein Waffensaal, in dem Waffen und militärische Ausrüstungsgegenstände gelagert und instand gesetzt wurden. Der über der Mitte der Fassade befindliche Dreiecksgiebel ist, passend zur damaligen Nutzung des Gebäudes, mit dem Kriegsgott Mars, gestaltet von dem bedeutenden Barockbildhauer Burkard Zamels, und dem Wappen des damaligen Kurfürsten Philipp Karl von Eltz mit einem springendem Löwen und dem sechsspeichigen Mainzer Rad geschmückt. Das Gebäude wird von einem Mansarddach bedeckt. Obwohl das Neue Zeughaus eigentlich ein Zweckbau war, ist es mit den architektonischen Elementen eines Palais ausgestattet, wobei eine Orientierung an den Bauelementen des benachbarten Deutschhauses erfolgte. Die Rundbogenfenster des Erdgeschosses sind mit schmiedeeisernen Gittern versehen. Diese zeigen Wappen, Fahnen und Schilde als militärische Attribute. Im Obergeschoss sind die Fenster mit Helmen geschmückt. Zwei große Tore öffnen sich zum Rhein hin, dort konnten Geschütze und anderes schweres Kriegsgerät zum Transport mit dem Schiff bereitgestellt werden. Anstelle der heutigen Theodor-​Heuss-​Brücke befanden sich vor der Rheinregulierung Schiffsanlegestellen. Das Gebäude befindet sich in einer Flucht mit den Deutschhaus.
Ab 1956 wurde das kriegszerstörte Neue Zeughaus zur Rheinland-​Pfälzischen Staatskanzlei aus– und umgebaut. Im Zuge dieser Wiedererrichtung mit Aus– und Umbau wurde das Gebäud, im Inneren mit vier, statt zwei Etagen ausgebaut. Auch das Mansarddach wurde als Bürogeschoss genutzt. Lediglich der dem Rhein zugewandte Teil des Obergeschosses blieb in seinen ursprünglichen Dimensionen erhalten und dient heute als Festsaal für Staatsempfänge.
Das Gebäude dient– Besonderheit– zugleich auch als Stresemann-​Ehrenmal. In Nachfolge des ursprünglichen Stresemann-​Ehrenmals am Fischtorplatz, das den Nazis ein massiver Dorn im Auge gewesen war. Der Kabinettssaal wird dementsprechend auch von der Stresemann-​Gesellschaft für Veranstaltungen genutzt. In ihm befindet sich eine Wandtafel mit drei Zitaten von Aristide Briand, Sir Austen Chamberlain und Gustav Stresemann.