Ein Museum nach langer Zeit wieder zu besuchen, in dem man früher gefühlt zuhause war und von dem man weiß, dass sich hier einiges geändert hat, ist immer eine Herausforderung. Doch ich bin froh, diese bewältigt zu haben. Eigentlich hatte ich im Anschluss an meinen Besuch der Kunsthalle Mainz ja einen Besuch im Naturhistorischen Museum, das ich als Kind nun wirklich auswendig gekannt hatte, geplant. Doch als ich gesehen habe, dass ein paar der Highlights, zum Beispiel die Quagga-Gruppe, aufgrund Vorbereitungen für eine neue Ausstellung nicht zu sehen seien, musste ich umplanen. Und es reizte mich ja schon länger, das Landesmuseum mal wieder aufzusuchen. Und ich habe es nicht bereut. Zur Großen Bleiche hin erscheint es unverändert, das aus dem Städtischen Altersmuseum und der Städtischen Gemäldegalerie hervorgegangene Landesmuseum(früher, bis in die 80er Jahre, Mittelrheinisches Landesmuseum). Man betritt das Gebäude der früheren Golden-Ross-Kaserne(mit dem namensgebenden Tier am Gebäude). Doch schon beim Betreten merkt man Unterschiede. Man wird nicht mehr von einer Lehmbruck-Skulptur begrüßt, links befinden sich jetzt dort, wo es früher aus der Dauerausstellung herausging, Münzspinde und Garderobenständer. Und gleich rechts ein kleiner Shop, in dem man auch den Eintritt zahlt. Regulär 6 Euro, Rentner zahlen 4,50 Euro(letzeres weiß ich aber auch nur, weil meine Mutter diese Ermäßigung für sich beanspruchen konnte). Was natürlich ein Stück weit schade ist, ist, dass Umgestaltung und Umbau noch nicht ganz abgeschlossen sind. Ur– und Frühgeschichte und die Römer(mit Ausnahme der Steinhalle) sind noch nicht wieder zu sehen. Stattdessen befindet sich vom Eingang aus rechts momentan ein Teil einer großen(aber wirklich großen!) Slevogt-Ausstellung(diese habe ich aber ausgespart). Der Weg zur Steinhalle ist derzeit etwas suboptimal. Die Steinhalle, die eine der größten Sammlungen von römischen Steindenkmälern nördlich der Alpen beherbergen dürfte(zudem lieg ja einiges auch im Depot…), erscheint weitestgehend unverändert gegenüber«früher». Die«Erläuterungen» dort sind auf dem Stand von Anno Tobak, so wie in meiner Kindheit. Jupitersäule, Dativius-Victor-Bogen, Blussus-Grabstein… Eigentlich alle Highlights habe ich wieder gesehen. Halt, das Blitz-Fragment von der Jupitersäule habe ich nicht gesehen. Und den Kopf der Rosmertha eigentlich auch nicht. Vermutlich zur Restaurierung oder so. Denn ich glaube nicht, dass man auf deren Präsentation verzichten möchte. Es wird sicherlich eine Quadratur des Kreises, die Ausstellung in der Steinhalle modern zu gestalten– denn das Landesmuseum leidet wirklich nicht Mangel an römischen Steindenkmälern. Es war dann etwas abenteuerlich, wieder aus der Steinhalle heraus und in die anderen Bereiche zu kommen– nach dem, was ich danach aber gesehen habe, gehe ich hier einfach von einem Kollateralschaden aus. Außerhalb der Steinhalle ist alles, aber auch wirklich alles ganz anders als früher. Früher zeichnete sich das Landesmuseum Mainz, wie viele Museen, durch tendenziell überladene Vitrinen aus, die Highlights waren nicht isoliert genug präsentiert, manches war zu sehr auseinandergerissen bzw. konzentriert. Dies ist jetzt alles anders. Dort, wo früher das Mittelalter ausgestellt wurde, sind jetzt wohl Sonderausstellungen– jedenfalls sah ich dort Slevogt hängen. Der Ausstellungspavillon aus den 70er Jahren ist abgerissen. Das Mittelalter geht im 1. Obergeschoss los– und ich war begeistert. Wirkliche Highlights sind separat präsentiert, etwa der Grabfund aus Planig mit dem prächtigen Helm oder das Mainzer Marienleben des Hausbuchmeisters. Immer wieder befinden sich Multimedia-Stationen sowie«Anfassstationen» für Kinder in der Ausstellung. Gestaltung und Beleuchtung sind modern. Vieles, was früher auseinandergerissen war, ist jetzt zusammengeführt. So scheint es die früher separate Judaica-Abteilung nicht mehr zu geben, die Judaica sind eingegliedert etwa in das Mittelalter oder das 19. Jahrhundert. Ebenso scheint es mit der Stadtgeschichte«geschehen» zu sein. Weitere eindeutige Sammlungshighlights, die nun angemessener und moderner, zugleich aber besser wirkend präsentiert werden, sind etwa die Adlerfibel(gibt es die Kopie der Kaiserkrone nicht mehr? Die fand ich als Kind immer sehr beeindruckend– aber nachdem ich zweimal das Original gesehen habe, bin ich ja auf keinen Kopie-Anblick mehr angewiesen) oder der Kurfürstenzyklus vom Kaufhaus am Brand. Die reinen Gemäldebereiche habe ich mir– dies gebe ich zu– aus Zeitgründen und, weil ich die Sammlung ja eigentlich komplett von früher noch kenne, erspart. Doch ich war wirklich schwer beeindruckt, was aus dem Landesmuseum geworden ist. Ausbaufähig ist sicherlich der Shop-Bereich, dieser ist mir für ein Museum dieser Kategorie doch eher ein wenig unterdurchschnittlich.