Hauptbahnhof Ludwigshafen

Wie grottig ist denn das hier? Ich bin im Laufe der letzten Jahre genug durch Deutschland galoppiert, um gefühlt unzählige Bahnhöfe zu kennen. Und ich weiß, dass es nicht überall glänzt. Zum Beispiel habe ich durch eigene blöde Verletzungen Barrierefreiheit wirklich schätzen gelernt.
Der Hauptbahnhof von Ludwigshafen, immerhin der zweitgrößten Stadt im Bundesland Rheinland-​Pfalz, gehört für mich zu den grottigsten Großstadt-​Hauptbahnhöfen, die ich kenne. Zum Glück war es zuletzt wohl Ende der 70er Jahre, dass ich hier aussteigen musste.
Seitdem fahre ich hier lediglich durch, und das ist auch gut so. Denn hier zu halten, ist eine ziemliche Strafe. Dass man so etwas mal toll fand…
Kein Wunder, dass es eher der neue Bahnhof Ludwigshafen Mitte ist, der als Verknüpfungspunkt dient.

Am vergangenen Mittwoch sind wir mehr oder weniger unfreiwillig an diesem Bahnhof gestrandet — zum ersten Mal.
Ich habe bisher noch nie einen so hässlichen und unpraktischen Bahnhof wie diesen gesehen.
Der Vorplatz groß und geräumig — verfügt sogar über eine Bank, aber eben nur diese Eine! Wen diese besetzt ist, dann gibt es noch ein Betonringbepflanzungsdingens mit Stufen und das war´s schon.
Auf dem Bahnhof selber überall lange Wege und Tristesse wohin man schaut…
Sauberkeit war soweit ok.
Ich war sehr froh, dort endlich wegfahren zu können — zum ersten und letzten Mal !

Nur schlimm und Geld ist ja hier in Lu auch nicht da um etwas zu sanieren

Trostloser 50er-​Jahre Bau nur weg hier. Hier gibt es kaum etwas, warum man verweilen sollte, nicht mal die schlappe Gastronomie.

Der Bahnhof war der modernste Bahnhof Europas, damals war die Bauweise vielleicht sogar revolutionär. Heute ist der Bahnhof definitiv nicht mehr zeitgemäß. Letztendlich hat er bis heute auch fast alle Fernverkehrsverbindungen verloren. Grau, dunkel und sehr lange Wege zum Umsteigen. Statt auf Aufzüge (für Kinderwagen, Rollstühle usw.) hat man hier neben Treppen auf ewig lange Unterführungen mit Rampen und ohne Stufen gesetzt. War damals sicher gut gemeint, aber wenn man über diese Rampen von z. B Gleis 3 auf Gleis 1 (auch auf die Hochbahnsteige führen Rampen, wenn auch etwas versteckt) wechseln möchte ist man Tage unterwegs. Dies genügt heutigen Ansprüchen nicht. Auch wenn wie an vielen Bahnhöfen ein Mobilitätsservice vorbestellt werden kann, welcher z.B. Personen mit Rollstuhl beim Aus-​, Ein– oder Umsteigen helfen kann. Auch die Ausstattung lässt zu wünschen übrig, besonders im Bahnhofsgebäude selbst, und ist nicht erwähnenswert. Auch im weiteren Umfeld findet sich hier nicht viel. So gibt es Übergangsmöglichkeiten zu den wenigen noch vorhandenen Bus– und Straßenbahnlinien am Bahnhofsvorplatz, sowie Parkmöglichkeiten und Fahrradstellplätze. Sicher fühlt man sich hier bei Dunkelheit auch eher nicht. Leider hat man versäumt den Bahnhof an die heutigen Bedürfnisse anzupassen und hat ihn stattdessen vor sich hingammeln lassen. Das einzig Neue über die letzten Jahre hinweg war der blaue Anstrich der Bahnsteigdächer und auch neue Anzeigetafeln.

Grauenhaftes Beton-​Ensemble aus den 60er/​70er Jahren, welches an Grauen so manche Plattenbauten der DDR aus dieser Zeit in den Schatten stellt Dringend plattmachen!!!

Der hässlichste Bahnhof den ich je gesehen habe, bezogen auf die Einwohnerzahl.
Ein Schandfleck ohne jeglichen Unterhaltungswert für Wartende. Vor allem nachts fühlt man sich besonders unwohl.

«Leider kann unser Zug heute aus technischen Gründen nicht mit der normalen Höchstgeschwindigkeit fahren»
Nein, das hört man nicht gern. Weniger gern hört man es, wenn man weiß, daß man deswegen einen Anschluß verpaßt. Am allerungernsten hört man es, wenn der verpaßte Anschluß in Ludwigshafen hätte sein sollen.
Der Hauptbahnhof Ludwigshafen befindet sich inmitten eines Gleisdreiecks zwischen einer Nord-​Süd-​Strecke von Mainz-​Worms nach Speyer/​Neustadt und den zwei jeweiligen Anschlüssen der beiden Arme über den Rhein nach Mannheim (das Ganze unter dem wachsamen Auge eines einsamen Pylonen, an dem sich die Stadtautobahn Richtung Pfalz hangelt). Dies allein führt schon dazu, daß Ludwigshafen an sich schon ein Bahnhof der langen Wege ist. Damit es mit den langen Wegen (und den Unterführungen wegen der mehrgleisigen Strecken nicht zu übersichtlich wird, wurde eine Strecke (Mannheim-​Mainz) über die anderen Gleise hinweggeführt, so daß der Ablauf eines regulären Umstiegs in Ludwighafen so aussieht:
1. Von welchem Gleis fährt der Anschlußzug?
2. Wo ist das Gleis?
3. Sind wir bald da???
Zum Glück war das ja nicht unser Problem — unser Problem war es, die Wartezeit rumzubringen, in einem Bahnhof dessen Ausstattung besteht aus
1 Zeitungsladen
1 Bäckerbude (mit Kaffeeausschank — man will ja nichts unterschlagen)
1 Bahnhofsgaststätte (vormittags geschlossen)
1 Imbiß (vormittags geschlossen)
1 Bahnhofsklo (Schlüssel gibt’s beim Imbiß)
Das Ganze dargeboten in einem faszinierenden architektonischen Ensemble im Stil der späten Sechziger/​frühen Siebziger mit viel wertvollem Sichtbeton. Um das Zeitkolorit zu vervollständigen, gibt es z.T. sogar noch Original-​Werbung aus den Siebzigern zu sehen (aber wenigstens die Fahrpläné sind auf dem aktuellen Stand).
[Editorische Notiz: Der Besuch des Bahnhofes fand Ende Dezember statt — allerdings hatte ich auch schon sommers das Vergnügen, ohne daß der Bahnhof deshalb einen besseren Eindruck gemacht hätte.
Außerdem weist der Autor darauf hin, daß er als gebürtiger Mannheimer keinen Anspruch auf völlige Neutralität erhebt.]