Schöné Unterkunft — gutes Gasthaus — in toller Umgebung. Nur die Anbindung an ÖPN(z.B. Skibus) könnte besser sein. Besonderes Lob den Bedienungen, die selbst beim größten Stress noch lächeln. Idealer Ausgangspunkt für Wanderungen.
RK User (harley…)
Classificação do local: 4 Garmisch-Partenkirchen, Bayern
Das Zwieseler Waldhaus im Ortsteil Zwieslerwaldhaus der Gemeinde Lindberg war für uns am Pfingstsonntag genau der richtige Zufluchtsort, um vor den Menschenmassen zu flüchten, die den Arbersee regelrecht belagerten und das dortige Restaurant samt Terrasse«überfielen».
Das ganze Tal, der Weiler Zwieslerwaldhaus, kurzum die ganze Gegend strahlen hier irgendwie eine Ruhe aus und so wundert es einen nicht, wenn das älteste Wirtshaus im Bayerischen Wald von außen einen ähnlich zugeknöpften Eindruck macht, wie der Menschenschlag des«Waldlers» an sich. Wer sich für Geschichte interessiert, wird schnell feststellen, dass die Ansiedlung bereits auf die Zeit des Österreichischen Erbfolgekriegs(1741) zurückgeht. Seit dieser Zeit bis zum Jahre 1907 war der jeweilige ortsansässige Förster gleichzeitig Wirt in diesem Wirtshaus, das seit jeher eine beliebte Einkehr für Holzknechte und Schwirzer(Schmuggler) war.
Dementsprechend spartanisch ist es auch heute noch eingerichtet(siehe Bilder).
Das Angebot an Speisen und Getränken kann man einer Art Haus-Postille entnehmen, ein gerolltes kleineres Plakat, welches mit einem Gummi versehen mit nach Hause genommen werden kann. Das reichhaltige Speisenangebot ist eine Symbiose aus bayerischer und böhmischer Küche, wobei weder Vegetarier, noch Kinder zu kurz kommen. Die integrierte Tageskarte, welche mit sechs Offerten nicht gerade als sonderlich umfangreich bezeichnet werden kann, zeichnet sich jedoch durch die Tatsache aus, dass kein Gericht preislich über € 9,10 liegt. Und wo bekommt man heute noch ein Hirschgulasch mit Semmelknödel und Preiselbeeren für € 9,10, einen Rindersauerbraten mit Kartoffelknödel für € 8,90 oder ein Rindersaftgulasch mit Nudeln für € 7,60. Die Bierspezialitäten kommen sowohl von der Hutthurmer Bayerwald Brauerei als auch von der 1. Dampfbierbrauerei Zwiesel zu sehr vernünftigen Preisen. Im Übrigen klärt die Postille über Historisches auf, gibt Aufschluß über Wandermöglichkeiten, stellt die Wirtin vor und enthält mancherlei originelle Sprüche. Einer davon lautet z.B. «Furt in da Fruah, hoam auf’d Nacht, so hod’s da Vata g’macht, Furt auf’d Nacht, hoam in da Fruah, so macht’s da Bua!»…da denk ich doch gleich an meine Söhne. Mir persönlich gefällt aber der folgende Spruch am besten: «Wenn die Sonne scheint auf die Hormone, geht die Kellnerin unten ohne». Dass hier bei herrlichem Sommerwetter demnächst ein Wiederholungsbesuch ansteht, versteht sich(fast) von selbst.
Allerdings hatten wir einen Kellner im Service. Der junge Mann war unverkennbar Einheimischer, hat sich mit uns im Dialekt verständigt und wir hatten den Eindruck, dass er besonders liebenswürdig und aufmerksam war. Schön, dass man bei den«Waldlern» auch in diesem Bereich noch herzliche Ursprünglichkeit antreffen kann.
Beim Entenbraten im Pfandl serviert mit Blaukraut und Kartoffelknödel(€ 10,00) handelte es sich um eine viertelte Ente, zwei Kartoffelknödel und reichlich — separat — gereichtes Blaukraut. Letzteres zeichnete sich in keiner Weise durch besondere Würzung oder geschmacklich hervortuende Behandlung aus. Das Fleisch der Ente war eindeutig zu weich, weil das Vögelchen offensichtlich bereits zu lange auf seinen Verzehr warten und deshalb zu oft das Backrohr von innen sehen musste. Die Kartoffelknödel entsprachen dem üblichen Standard und über die Soße kann ich nichts Überschwengliches berichten.
In Honig gebratene Entenstreifen aus Saisonsalaten mit pikantem Dressing(€ 8,50) machte in Bezug auf die optische Aufmachung Appetit auf mehr. Die superbe Fleischqualität wurde jedoch nahezu durch den unverdünnten Balsamico zunichte gemacht. «Pikantes Dressing» hat doch schließlich nichts damit zu tun, dass man unbehandelten Durchschnitts-Balsamico auf den Teller gibt, ohne Zucker, ohne Zitrone, einfach barbarisch«pur».
Das Zwieseler Waldhaus bietet gutbürgerliche Küche zu äusserst fairen Preisen. Nach meinen Feststellungen sind die Preise hier um 25 — 30% günstiger, als vergleichbare Gerichte in touristischen Gebieten der oberbayerischen Alpen(Berchtesgaden, Garmisch-Partenkirchen, Oberstdorf). Da auch die Getränke sehr christlich kalkuliert sind, reden wir hier von einem wirklich sehr günstigen Gesamt-Preis-Leistungsverhältnis, das — neben dem verheißungsvollen hormonbedingten Verhalten der(fiktiven) Kellnerin — einen erneuten Besuch jederzeit und ganz selbstverständlich ratsam erscheinen lässt.