Sardinenfest bei Fa. Viktor Estrela

Moin,
mit einigen Kommentaren haben vorige Schreiber recht,
die Sardinen sind ok.
Leider waren die Gamba’s nicht gar.
Wenn mehr als 30 Leute da sind, bricht Hektik aus.
Der Service ist völlig überfordert.
Gemütlich ist es leider gar nicht, ok Geschmacksache.
Die Preise sind nicht überhöht, aber auch nicht wirklich preiswert.
Wir gehen nächstes Mal lieber wieder zum Portugiesischen Kulturverein oder zum Portugiesischen Familienverein, Beide auch in Krefeld.

Bei Frau Dübel muss man sich einfach nur wohl fühlen, Sardinen und Gambas vom Grill, köstlichste portugiesische Weine und fantastische spanisch-​portugiesisch-​lateinamerikanische Bands!!! Mein Vater hat sogar seinen 60. Geburtstag (inkl. Grillfest & Livemusik) bei ihr gefeiert, und es hat allen Gästen wahnsinnig gut gefallen!

Ich war am Samstag, am 26.9. beim Sardinenfest, diesmal mit Trio Fado.
Also wirklich, ich bin mir vorgekommen wie in Portugal.
Die Stimmung war einfach irre, Trio Fado super und die Veranstalterin war so glücklich darüber, daß sie die Gruppe an Land gezogen hat daß sie vor Freude fast ins Stottern gekommen ist.
Die portugiesische Gitarre wurde von einem Österreicher gespielt der in Portugal aufgewachsen ist, einfach super, ich freu mich schon aufs nächste Mal, hoffentlich kommt Trio Fado wieder.
Wer Portugal vermißt und nicht an diesem Abend dabei war, selber Schuld.
Mari hat schon geschrieben wie super es war, aber sie hat vergessen das absolut Tollste zu erwähnen, Milho Verde mit Oberton, einfach geil.
Frederic

Nach diesem ausführlichen Bericht von Kraska bleibt kaum noch etwas zu schreiben außer:
Wir haben uns sehr wohl gefühlt, das Essen war super lecker, die Preise moderat und die Inhaberin und ihr Team super engagiert und nett.

GAMBA-​SAMBA AUF DEM HEIMWEHABEND
Ein Beitrag mit portugiesischen Erlebnis-​Garnelen
Die Portugiesen gehören zum verarmten Adel Europas. Die Glanzzeiten imperialer Seeräüber-​Kolonialisten sind lange vorbei und irgendwie ist vom ganzen Kolonialgold nicht viel übrig geblieben, von ein paar Protzbauten in und um Lissabon mal abgesehen. Nach der Nelkenrevolution mußte man erstmal wieder klein anfangen. Das Land war arm, und einmal wieder mußten viele Portugiesen ihr Bündel schnüren, um in der Fremde ein besseres Los zu finden. Zum Beispiel bei uns.
Was Portugiesen bei uns gut finden, ist, daß sie hier so schnell richtig traurige Heimweh-​Sehnsucht bekommen können. Zu Hause ginge das ja gar nicht, und der Portugiese liebt seine saudade, diese Melancholie, die sich so herrlich in endlosen, oft tränenerstickten Fado-​Liedern herauspressen läßt, über die Maßen. Aus diesem und vielleicht noch subtileren oder rustikaleren Gründen veranstalten Portugiesen in der Diaspora gern Heimwehabende, zu denen auch Sympathisanten eingeladen sind. Bei einem solchen, als Sardinenfest deklarierten Abend war ich gestern zu Gast und ich muß sagen, es war speziell.
Auch moderne Navigationstechniken machen es nicht leicht, sich im abendlichen Gewerbegebiet zurechtzufinden (dabei hätten wir bloß das Autofenster öffnen müssen, aber wer fährt schon nach Geruch?) Portugiesen liegt das Finden ja im Blut, die haben ja schon beinahe Indien gefunden und teilweise Amerika! Uns empfängt beißender Qualm. Auf dem Betriebshof lodern in Gartengrills Holzfeuer. Grillst du noch oder räucherst du schon, möchte man Fräulein Sardine fragen, die hier fuderweise in stark duftende Heimwehdelikatessen verwandelt und zu geringem Preis feilgeboten wird.
Wir betreten erst einmal die gute Stube und staunen über die stolze Genügsamkeit der Westiberer. Eine kalte, zugige Halle (Im– und Export, Fischhandel, Weine), schwach neon-​beleuchtet, vollgestopft mit dem Warenangebot der Firma Estrela, dazwischen Sperrmüllmobiliar, an dem sich futterndes, trinkendes, qualmendes, schwatzendes, lachendes und ziemlich unmelancholisch feierndes Volk in großen und kleinen Runden sammelt. Aus Lautsprecherboxen knödelt ein Mann Quengliges oder Öliges mit viel Nasalen und Zischlauten; hinter einer improvisierten Theke (es gibt hier nichts, das NICHT improvisiert wäre!) schuften zwei schon jetzt komplett überforderte Muttis, die sichtlich dabei sind, Übersicht, Contenance und Nerven zu verlieren und zu ihrer saudade Zuflucht zu nehmen. Sie rühren in riesigen Pfannen die Gambas, für die ich im Grunde gekommen bin, und begießen je 1 Kilo der Garnelen (14,90EUR!) mit einer Sauce, die nochmal ein geschätztes Kilo Knoblauch enthält. Dann tragen sie die dampfenden Gamba-​Schüsseln hilflosen Blicks einmal rund um die Halle, weil sie im Gewusel die Leute nicht mehr finden, die vorbestellt haben. Diese Chance sollte man nutzen, der protestierenden Mama das bereits bereitgehalte Bündel Wertmarken in die Kittelschürze stopfen und ihr das heftig duftende Krustengetier aus den schweratmenden Händen reißen. Schon kann das Schmausen losgehen.
Wenig später sieht man Kraska im Kreis skeptisch, aber amüsiert blickender Familie bis zu den Ellenbogen in Garnelen mit Knoblauchsauße stecken. Garlic-​Gamba-​Games. Es ist eine ganz unglaubliche, aber irgendwie auch folkloristische, will sagen herrlich zünftige Sauerei! Gekrümmt an einem winzigen, kippeligen Gartentisch hockend, einen Pappteller vor mir, kämpfe ich mit allen zehn Fingern um meine Restwürde. Zivilisation wird auch manchmal überbewertet, sage ich mir zum Trost. Die Garnelen sind, abgesehen vom Gegrilltwerden noch so, wie Gott sie schuf: Sie wehren sich mit Kopf und Füßen, Panzer und Darm gegens Gefressenwerden. Es soll ihnen nichts nützen: Krabben-​Kraska macht keine Gefangenen. Ein fürchterliches Gepfriemel ist es aber schon! Sehnsüchtig blicke ich auf den frischen, moussierenden, das Glas verführerisch beschlagenden Vino Verde, der jetzt vorzüglich passen würde, aber leider bin ich über und über mit Knoblauchsauce, Gamba-​Eingeweiden und diesem braunen breiigen Zeug, was die da im Kopf haben, beschmaddert, und der Wein wird zwar vom Faß, aber ohne Strohhalm ausgeschenkt. Für einen Moment frage ich mich, ob nicht Sardinen oder das ebenfalls extrem preiswert angebotene PiriPiri-​Huhn die bessere Wahl dargestellt hätten, verneine dies aber tapfer, während sich in mir, um mich herum und wohl auch im Luftraum über mir schwere Knoblauchwolken zusammenballen. Ich rieche bereits selber wie eine portugiesische Grillgarnele. Granate, hätte ich beinahe geschrieben.
Eine Waschgelegenheit findet sich eventuell, wenn man sich im extrem leger und nonchalant eingerichteten Büro der Firma, das freundlicherweise allen offen steht, in die Warteschlange einreiht. Hier könnte man theoretisch mit anderen krabbenschleim-​besudelten Damen und Herren ins Kleingespräch kommen oder, was ich in diesem Falle bevorzugte, unbefugt das Schwarze Brett der