Schauspielhaus

Das Schauspielhaus in Hannover bietet eine Reihe von Produktionen in mehreren unterschiedlichen Räumen. Sehr gut finde ich, dass im Innenhof z.B. auch Kinofilme im Sommer gezeigt werden und in diesem WM Jahr auch die Deutschlandspiele.
Gestern waren wir in der ersten Produktion des Schauspielhauses mit Rainald Grebe. Dieser wird in den kommenden drei Jahren diverse Produktionen hier zeigen — alle zum Thema analog und digitale Welt. Gestern also «Anadididing». Die Show selbst soll hier nicht zur Bewertung beitragen, da dies ja wechselt, aber ich kann verraten, dass die Show insgesamt gut, wobei teilweise recht langatmig war.
Der Saal selbst, der Service an der Bar und auch die angebotene Einführung zum Stück waren wirklich gut. Wobei die Getränkepreise waren schon ein wenig happig. Aber ok. Schade finde ich, dass hier die Studentenpreise eine Altersbegrenzung (30 Jahre) haben. Studentenpreise liegen bei € 7,30 bis € 11.80 je nach Wochentag und ob es sich um eine Première handelt. Normalpreistickets kosten bis zu € 41,00.
Also, insgesamt bietet das Schauspielhaus Hannover eine gute Auswahl an Produktionen und hat auch ein schönes Flair. Abstriche gibt es für die Altersbegrenzung bei Studenten und die überhöhten Getränkepreise.

Es gibt Momente, wo das Unilocal-​Bewertungssystem versagt. Heute wünschte ich, ich hätte einen Sonder-​Stern, den ich zumindest einmal im Kalenderjahr für etwas ganz, ganz Herausragendes vergeben oder besser, verleihen dürfte.
Das Staatstheater Hannover hat eine zweite Bühne im ehemaligen Amerika-​Haus, auch Cumberland-​Galerie genannt. In den Anfängen haben die Schauspieler im Erdgeschoss gespielt, während die Zuschauer auf der Treppe saßen oder vom Treppengeländer heruntersahen. In Ermangelung einer Heizung wurden im Winter Wärmedecken an die Kunstbeflissenen verteilt. In diesem über alle Maßen atemberaubenden pitoresken Gebäude wird heutzutage in der sanierten zweiten Etage Schauspielkunst dargeboten.
Das Stück hieß ««Sie können das alles senden! Reden in der Demokratie…» und war — um es kurz zu machen — das mit Abstand bestinszenierte und unterhaltsamste Stück, was ich je sehen und hören durfte. (Und ich habe mir viel anhören müssen ohne je Schmerzensgeld eingeklagt zu haben.) Tabubruch und Provokation müssen leider in der modernen Theaterwelt allzuoft für mangelnde künstlerische Potenz herhalten. Wenn das hohe Niveau in diesem Haus die Regel ist — wie mir ein weiblicher Stammgast mitteilte — lohnt sich auch der weiteste Weg!
Sechs Sterne für die Cumberland Bühne, sechs Sterne an den Intendanten Lars-​Olé Walburg, sechs Sterne an die Regie Chr. Frick und die Dramaturgie Judith Gerstenberg, 6 Sterne an die SchauspielerInnen und last not least 6 Sterne an dieses sehr, sehr ungewöhnliche und geschichtsträchtige Gemäuer.

Schon lange lebe ich in Hannover, habe das Schauspielhaus jedoch erst in den letzten drei Jahren wiederentdeckt. Meine Erfahrungen sind durchweg positiv: Revuen, moderne Theaterstücke, Klassiker werden spannend inszeniert. Die von mir gesehenen Bühnenbilder waren raffiniert und eher zweckmäßig als pompös. In der Oper empfinde ich das manchmal als spärlich, hier modern und praktisch. Zuletzt stand beim Wirtshaus im Spessart ein zweistöckiges Häusergerüst auf der Bühne, das Platz zum Klettern und Hintergrund für die Geschichten in der Geschichte bot. Schlichte Ergänzung dazu war eine
große, von der Decke hängende Mondlampe. Die Schauspielerriege ist exzellent. Wie von meinen Vorgängern schon beschrieben, wechseln die Schauspieler nicht selten scheinbar mühelos von einer Sekunde zur anderen, manchmal unterstützt durch einfachen äußeren Hilfsmitteln wie Kapuzen oder einer Perücke, von einer Rolle zur nächsten und wieder zurück. Heute bekannte Stars sammelten im Schauspielhaus erste Bühnenerfahrungen. Sicherlich trägt zur offenbar großen Auswahl an Talenten, die in Hannover arbeiten, die Nähe zur städtischen Schauspielschule bei. Das Programm ist ausgewogen aber eher anspruchsvoll. Trallala Operetten etwa stehen kaum bis gar nicht auf dem Spielplan (wobei dafür vielleicht auch das in meinen Augen wesentlich schlechter arbeitende Opernhaus zuständig ist). Teilweise werden Inszenierungen im Ballhof (noch moderner bzw. für Kinder) oder in der Cumberlandschen Galerie aufgeführt. Allen Stücken gemeinsam ist eine qualitativ hochwertige Leichtigkeit mit Anspruch. Die Eintrittspreise sind besonders dank Sonderaktionen wie zwei Tickets für den Preis von einem mehr als human. Für gute Plätze bezahlt ein Zuschauerpaar dann gerade noch zusammen etwa 30EUR. Weiter so!

Mit grandiosen Inszenierungen verzaubert das Schauspielhaus Hannover seine Gäste immer wieder. Eine Aufführung übertrifft die andere. So alt ein Stück auch sein mag, im Schauspielhaus wird es als hoch aktuell dar gestellt. Und darin liegt der besonder Charm des Schauspielhauses, ganz nach dem Motto: Aus alt mach neu. Und da stehen dann auch schonmal Darsteller nackt auf der Bühne oder aber das ganze Publikum muss als Geisel herhalten.
Für Schüler und Studenten ist auch der Preismit 7 Euro sehr human und ein Abend im Theater ist niemals ein verlorener Abend!

Das Schauspielhaus Hannover zeigt modernes Theater und die Inszenierungen übertreffen sich immer wieder gegenseitig. Anschließend ist meistens genug Raum für eigene Interpretationen.
Verstaubtes sucht man hier vergebens. Stattdessen stehen die Schauspieler auch schonmal nackt auf der Bühne oder kidnappen das Publikum.
Neben den klassischen Theaterstücken bietet das Schauspielhaus aber noch vieles mehr. So gibt es manchmal die Möglichkeit, im Anschluss an die Vorstellung mit den Darstellern über das Stück zu sprechen. Auch das Hoffest im September ist einen Besuch wert.
Die Preise sind besonders für Schüler&Studenten sehr günstig. Aber auch sonst kann man gegen das Preis-​Leistungsverhälnis nichts einwenden.

Klassische Kostüme und verstaubte Inszenierungen haben beim Schauspielhaus Hannover keine Chance. Egal wie alt die Vorlage für ein Stück sein mag, die Theateraufführung besticht durch moderne Elemente und pfiffige Ideen. Bei Brechts Dreigroschenoper beispielsweise wechselten die Schauspieler minütlich ihre Rollen, bei einem anderen Stück wurde gleich das gesamte Publikum als Geisel genommen. Überraschend ist ein Abend im Schauspielhaus deshalb fast immer — ob er auch gefällt, das ist geschmackssache. Aber langweilig wird es dort mit ziemlicher Sicherheit nicht.
Studenten zahlen für ein Ticket nur 7 Euro — da ist ein Kinobesuch häufig teurer.