Der Nachbarin Café

«Der Nachbarin Café» — allein der Name sprach mich an, klingt er doch irgendwie so heimelig, gemütlich, zum Wohlfühlen (kommt natürlich drauf an, welche Erfahrungen man bisher so mit seinen Nachbarn gemacht hat ;)).
Mit öffentlichen Verkehrsmitteln fährt man bis «Leinaustraße» (Bus 700, U10) und läuft die paar Meter die Straße runter. Radfahrer finden direkt am Café einen Platz, Autofahrer in den angrenzenden Straßen (wenn sie Glück haben…).
Das Café gehört zur «Faust», einem Kulturzentrum mitten in Linden nahe der Ihme. Der Besuch des Café lässt sich wunderbar mit einem Bummel über den sonntags stattfindenden Flohmarkt, einem Veranstaltungs– oder Ausstellungsbesuch verbinden.
Vor der Tür lässt es sich etwas erhöht draußen sitzen, am Tag unseres Besuches war es hierfür aber zu kalt. Von außen ist das Café kaum als solches zu erkennen, also: Augen auf!
Das Café besteht aus einem großen Innenraum mit Sitzmöglichkeiten für jeden Geschmack: Normale Tische und Stühle, Sessel aus alten Metallfässern, Sofas aus Paletten, Tischplatten aus Holztüren… Das ganze Kombiniert mit Bezügen aus Kaffeesäcken und allerlei anderen Upcycling-​Ideen. Insgesamt passt das Ambiente sehr gut zur Faust mit seinem industriellen Charme — uns gefiel’s.
Auf Flyern und Hinweistafeln wurde auf kommende Veranstaltungen hingewiesen, so wird hier zum Beispiel auch ein Table Quiz veranstaltet.
Hinten links ist eine Bar untergebracht, über der auf einer großen Tafel das Angebot angeschlagen steht. Ich muss gestehen, nicht großartig auf die Auswahl geachtet zu haben, ich wollte einfach nur Kaffee, meine Begleitung einen Latte Macchiato. Ich kann nur so viel sagen, dass es eine gute Auswahl an Heiß– und Kaltgetränken sowie eine kleine Speisenauswahl gibt, zu Preisen, die mir nicht als übermäßig hoch in Erinnerung geblieben sind.
Der Tresen irritierte uns zunächst etwas, wir waren uns unsicher, ob hier bestellt werden muss oder es einen Tischservice gibt. Nachfragen ergab: «Ganz wie ihr mögt, ich komme gern zum Tisch.»
Bestellung und «Lieferung» sowie der Bezahlvorgang verliefen reibungslos. Der Service war schnell und freundlich. Zum Kaffee gab es ungefragt ein Glas Wasser — super! Die Getränke waren heiß, frisch und lecker.
Die Atmosphäre war ruhig, keine dröhnende Musik, nicht allzu viel Publikum, genau richtig, um sich am Sonntagnachmittag ausgiebig zu unterhalten. Das Gestühl (wir wählten die Sessel aus den alten Fässern) war entgegen meiner Erwartung bequem und gut gepolstert.
Soweit ich sehen konnte, war alles sauber und ordentlich.
Die Toiletten sind im Untergeschoss gelegen und über eine Treppe erreichbar. Auf barrierefreie Zugänge habe ich nicht geachtet. Auch hier: Alles etwas in die Jahre gekommen, aber sauber und intakt, Seife, Toilettenpapier und Tücher waren vorhanden.
Insgesamt ein durchaus empfehlenswertes Café. Wir kommen sicher wieder. Dennoch fehlt irgendwas zum fünften Stern. Es ist eben «nett», aber nichts herausragendes.

Eigentlich wollten wir zu dem Street Food Festival in Linden-​Nord (Haltestelle Leinaustrasse), das im Umfeld der Bettenfedernfabrik stattfand. Als wir allerdings die ewig lange Schlange vor dem 3 Euro Einlass sahen nahmen wir davon Abstand. Da ich später um das eingezäunte Gelände rumhumpelte, muß ich gestehen, dass ich das bedauere: Deutlich spannender, vielfältiger und herausfordernder als letzten Sonntag «unterm Schwanz». Ich sage nur: «geröstete Heuschrecken».
Userin M.L. hatte angeregt, dass Unilocaler sich mal im Café treffen und dem kann ich nur zustimmen. Hier ist es typisch relaxtes Linden ohne übertrieben gentrifiziert zu sein.
Ich hatte einen Ingwer-​Minze Tee (der auf meinen Wunsch nach einigem Suchen danach von einem Glas in einen Henkelbecker umgeschüttet wurde) und einen schwedische Apfel-​Walnusskuchen. Beides war sehr lecker.
Das Ambiente ist nicht richtig kuschelig zu nennen, aber es gibt viele Einzelheiten, die das Café originell machen. Frühstück und Snacks gibt es hier auch.
Ein schöner Treffpunkt für den nächsten Unilocal Kaffeeklatsch, finde ich.