Neuer Kran

Der an dieser Stelle alte Kran wurde seit dem fünfzehnten Jahrhundert mit Pferdekraft angetrieben, um die Waren aus den Booten zu entladen und auf dem Hopfenmarkt zu verkaufen.
Der «Neue Kran» wurde 1896 elektrifiziert und erst 1974 stillgelegt, insofern ist er für Hamburg wirklich geschichtsträchtig.
Leider kümmert sich das Bezirksamt Mitte viel zu wenig um den Kran und läßt ihn ständig in einer Flut von Graffiti versinken, wie man auf den Bildern schön nachvollziehen kann.

Bei unserem Spaziergang rund um den Binnenhafen:
hatte ich ja schon kurz den Neuen Kran erwähnt. Nachdem der Hamburger Haupthafen, im 14. Jahrhundert, an den Mündungsarm der Alster verlegt wurde, wurde der Binnenhafen zum Hauptumschlagplatz.
Am ältesten elbseitigen Hafen, an der Hohen Brücke, wurde 1353 der Neue Kran errichtet. Der alte Kran stand an der Trostbrücke, dort war der frühere Umschlagplatz. (Siehe Foto unten) Viele Schiffe konnten nicht direkt am Liegeplatz abgefertigt werden, sondern gingen auf Reede und die Ladung wurde auf kleinere Kähne umgeladen. Dann wurde die Ware entweder über die Fleete weitertransportiert, oder direkt hier, mit Hilfe des Krans gelöscht. Zeitweise standen hier bis zu 4 Kräné, da sich die Umschlagszahlen im 15.-16.Jahrhundert, u.a. Dank des Bierexports, stark erhöht hatten. (Siehe Foto unten) Der erste Kran war eine Holzkonstruktion, die immer wieder erneuert wurde. Welche Antriebsart dieser alte neue Kran hatte, darüber sind die Quellen sich nicht ganz einig. 1570 wurde an seiner Stelle auf jedem Fall ein Tretradkran installiert, der mit 8 Kranknechten betrieben wurde. 1853 forderte die Commerzdeputation einen Ersatz dieses Krans: Bei dessen Anblick man sich in das Mittelalters zurückversetzt glaubt.” (Siehe Foto unten) Als 1858 der in Holland gebaute Neue Kran an diesen Platz errichtet wurde, galt er als moderner Kaikran: ein gußeiserner Kurbelkran mit integrierter Waage und einer Hublast von 15 Tonnen., damit die stärkste Hebevorrichtung im Hamburger Hafen. (Siehe Foto unten) Schon bald liefen ihm motorbetriebene Kollegen am Sandtorkai den Rang ab, dieser Kran, der sich nicht von der Stelle bewegen ließ und von Hand bedient werden musste, galt als veraltet. Die Umstellung auf elektrischen Antrieb 1896 sicherte ihn bis ins 20. Jahrhundert hinein noch sein Fortbeatnd. Dabei wurde er 1940 schon als technisches Kulturdenkmal unter
Schutz gestellt, bevor er 1974 endgültig in Rente geschickt wurde. (Siehe Foto unten) Seither steht er auf der Promenade Bei dem Neuen Krahn und träumt von alten Zeiten.

Kräné gehören zu Häfen, vermutlich schon seitdem man im Mittelalter größere Objekte per Schiff versendete und anfing, Stückgüter in großen Kisten und vor allem Fässern zusammenzufassen. Anfangs wurden die Kräné per Hand betrieben, Winden wurden mit Kurbeln oder gar Laufrädern in Gang gebracht. Erst im 19. Jahrhundert wurden die Kranarbeiter von Schwerarbeitern zu Technikern. Anstelle des alten neuen Krahnes (der Alte Krahn stand schon früher oben am Alsterhafen) wurde im Jahr 1857 der noch heute hier stehende holländische Metalldrehkran errichtet und er verrichtete seine Dienste bis ins 20. Jahrhundert hinein. Bis zu drei Kräné dieser Bauart standen hier teilweise in einer Reihe und entluden die Schiffe, die bei Flut in den Fleet fahren konnten oder die Kähne, die Lasten von größeren Schiffen brachten, die nur in der Elbe ankern konnten. Über die drei Kräné wachte der Kranführer, der ab dem Ende des 19. Jahrhunderts ein burgartiges Haus bewohnte, das hier heute noch direkt am Ufer steht, sehr merkwürdig schmal ist und überhaupt nicht so recht an hanseatischen Baustil erinnert. In jedem Fall hatte der Kranführer eine wirklich schöné und bevorzugte Behausung heute ist sie allerdings viel zu nah an der hier vorbeirauschenden Durchgangsstraße, die leider niemand unter die Erde verbannen mag.
Der alte Drehkran wirkt sehr gedrungen und irgendwie wie ein Kinderspielzeug, er gehört seit jeher zu meinem Hafenbild und ich konnte nie richtig glauben, dass er schon über 150 Jahre alt ist er wirkt ein wenig zeitlos, nicht so ornamental überladen wie viele andere Stahlkonstruktionen am Hafen oder gar die geschmückten Brücken an der Speicherstadt gegenüber. Man würde sich fast wünschen, ihn wieder in Aktion zu sehen aber mittlerweile sind seine Nachfahren hundert Meter hoch und entladen im Akkord Container, keine fünf Kilometer von hier, Tag und Nacht, Tausende von Tonnen pro Stunde eine Leistung, die unser Neuer Krahn vermutlich nicht im Jahr schaffte, und das, wo er doch ein modernes Meisterwerk seiner Zeit war, das seine Lasten direkt wog und so dem Zoll klar und vor allem unparteiisch vermitteln konnte, wie viel an Abgaben für die einfuhr in Hamburg zu entrichten war. Heute gibt es hier keine Zollgrenze mehr, die Autos rollen unkontrolliert über die Brücken und der Kran ruht im Dornröschenschlaf ohne Prinz.