Kunstnah

Die Gr. Bergstrasse wird immer belebter! Am 2. Januar 2012 schlenderte ich so durch die Strasse und entdeckte ein neues Café. Ich ging rein und erfuhr, dass es gerade heute seinen ersten Öffnungstag hatte. Also erhielt ich einen Willkommens-​Espresso. Lecker hat er geschmeckt! Eine tolle, tagesaktuelle Zeitungsauslage ließ mich genüsslich die News aufsaugen. Es gab auch Frühstück. Und bald wird das Angebot um Mittag, bzw. Bistro-​Küche erweitert. Und ab und an soll es auch Musik/​Kunst geben. Jetzt ist aber alles noch Frisch und fängt Stück für Stück an, sich zu entwickeln. Viel Erfolg wünsche ich! Und ich freue mich auf ein angenehmes Café auf der Großen Bergstrasse!

Frappant, kaum ein Einkaufszentrum in Westdeutschland hatte je einen Name, der so schön nach DDR klang. Und die Architektur passte auch wie Faust aufs Auge. Betonlasagne würde man es wohl nennen müssen, die öden Schichten aus Grau, Dunkelgrau, Glas und Metall, die wie platt geschlagene Frösche übereinander verharren und einfach nicht zusammenfallen wollen. Mehrere Investoren machten uns schon Abrißhoffnungen und selbst die sonst so gefährliche Behörde kam nicht auf die Idee, die Scheußlichkeit unter Denkmalschutz zu stellen. Mittlerweile aber will man den Koloss nur noch irgendwie überbauen, veredeln, verzieren aber alles ist besser als das, was ist. Bis zur Realisation irgendwelcher Pläné aber hat man die verwaisten Räume allen möglichen wagemutigen Künstlern zur Verfügung gestellt, die inzwischen ein bisschen Leben in den Klotz gebracht haben.
So auch im KunstNah. Der ausgedehnte Raum hat zwar in großen Teilen noch den Charme einer 1970er Jahre-​Mensa für Wirtschaftswissenschaften, aber eine rote Lederbank, eine rote Theke, ein altes Klavier, hölzerne Stühle und Tische verleihen dem ganzen einen freundlicheren Charakter. Entscheidend aber ist die Kunst: Hier werden vor allem Fotografien ausgestellt, im schnellen Wechsel. Es macht richtig Spaß, hier zu sein, wenn eine neue Ausstellung kommt, so heute geschehen. Da toben ganze Horden von Helferinnen durch die Halle während ich gemütlich meinen Kräutertee schlürfe. Sie montieren Fotos auf Platten und hängen sie auf eine der besten Vorstellungen ist ein junger Mann auf einer Leiter, der alle drei Minuten die Wasserwaage laut scheppernd zu Boden fallen lässt um sie dann wieder fallträchtig auf die Oberkante eines Bildes zu platzieren, das er schwankend an einer Leine befestigt ob das die klassische Vorstellung vom Perpetuum Mobile ist? Ion jedem Fall kann man sich auf die Schwerkraft bei dieser Demonstration verlassen.
Zur anderen Seite blickt man durch die großen Glasfronten hinaus auf die Stiefmutter aller Einkaufsstraßen, die Große Bergstraße, die von Betonhässlichkeiten umrahmt ist wie kaum ein Bezirk Europas. Passenderweise ist dann auch Woolworth der zentrale Punkt, Aldi ist vermutlich mangels potenter Kunden weggezogen? Allerdings trotzen einige unentwegte Einzelhändler erfolgreich dem Druck der Ödnis wie auch unsere tapferen Künstler. Im Caféprojekt arbeiten anscheinend viele ALG-​Beziehende. Sie geben sich Mühe, ebenso wie die Künstler, die jetzt mit heftig duftendem Terpentin hantieren, ein Paradies für Schnüffler
Trotz all des Trubels herrscht doch eine entspannte Atmosphäre, leichte Musik und die große Fläche des Raumes lassen genug Rückzugsmöglichkeiten für eine private Konversation oder das Lesen einer Zeitung.