Johanneum Gelehrtenschule des Johanneums

Eine Schule mit großer Geschichte und namhaften Schülern.
Ich selbst habe sehr viel mitgenommen. und so ähnlich sehen es die meisten Freunde, die dort zur Schule gegangen sind auch. Allerdings … und das ist irgendwie auch komisch … hat kaum jemand aus meiner Jahrgangsstufe (bekannt ist mir keiner) seine Kinder selbst wieder aufs Johanneum gebracht.
Das Große Problem am Johanneum ist in meinen Augen, dass sehr viele Eltern meinen, es sei das beste für ihr Kind auf eine gute, angesehene und schwere Schule zu gehen.
Vielen Kindern tut man keinen Gefallen damit und es sollte wirklich gut überlegt sein, wenn man sein Kind auf diese Schule gibt.
Für diejenigen, die es unbeschadet überstehen bleibt es eine Zeit schweren Lernens, schöner Erinnerungen und ein Umgang mit Sprachrund Geschichte, den man woanders wohl niemals erlernen kann.
Unsere Schulzeit war geprägt von Typen in der Lehrerschaft. Da war nichts glattgebügeltes. Schrullige Altsprachler. reich durch Reich … Dr. Reich … ein unfassbar gebildeter und belesener Altphilologe … und Dr. Bornitz … unser Direx. Eine Persönlichkeit mit unglaublicher Bildung und Kenntnissen in alten Sprachen und Geschichte, die ihn ohne weiteres hätten als Professor an die Uni bringen können. Und dabei ein Mann mit Herz und Verstand, dem alle respektvoll gegenüber traten.

Gelehrtenschule des Johanneums. Das klingt nach außen hin antiquiert und für die meisten Menschen nicht nur ein wenig überheblich. Und auch ich als Schüler hatte ein gewisses Unbehagen bei dieser Benennung.
Man sollte die Geschichte aber von Anfang an erzählen, aber das ist vermutlich zu lang, daher will ich mich auf meine eigene Geschichte im Johanneum beschränken und dazu ein paar allgemeine Fakten mischen.
Es war Mitte der 1970er, als ich die Säulenhallen des Johanneums zum ersten Male betrat. Ein schüchterner Fünftklässler, den man aufgrund zu guter Grundschulzeugnisse hierher entsandt hatte. Der Ruf der Schule war damals genau so, wie er heute ist, oder wenigstens ähnlich: Nämlich im Zwiespalt. Unter alten Hanseaten galt und gilt die Schule auch heute noch und damals erst recht als ehrbare historische Bastion straff geordneter und leistungsorientierter humanistischer Bildung, damals um 1975 herum sahen viele hier eine der letzten Zufluchtstätten von Anstand und Sitte inmitten der verkommenen Neuerungen der 1968er-​Revolte, die nunmehr die meisten schulische Institutionen regierten. Bei den Neuerer der Zeit wiederum galt das Johanneum als Hort des Bösen, ein erzkonservatives Mausoleum, das dem Trend der Zeit Unfreiheit, militärischen Drill und Zwänge gepaart mit Leistungsdenken entgegensetzt.
Leistungsdenken war damals nämlich total out, erst Kohl und Co. belebten es in den 1980ern wieder (leider in unseliger Weise) aber 1977 war das fast faschistoides Gedankengut.
Und Tradition war ebenfalls in der Öffentlichkeit wenig angesagt. Und das Johanneum hat nun einmal eine der längsten Geschichten in Norddeutschland:
Es wurde 1529 von Johannes Bugenhagen, dem Freund Martin Luthers und Reformator der Stadt Hamburg, gegründet. Über Jahrhunderte residierte man im St. Johannis-​Kloster nahe am heutigen heute Rathausmarkt, von wo man sie im 19. Jahrhundert weiter nach Süden an den Speersort verlegte — just an den ehemaligen Standort der früheren Hammaburg und des unseligerweise 1804 – 1807 abgebrochenen und nicht wieder errichteten Dombaus. 1914 zog man in das heutige Gebäude an der Maria-​Louisen Straße, ein typisches Backsteinwerk des allmächtigen Hamburger Oberbaudirektors Fritz Schumacher, der auf wundersame Weise hunderte von öffentlichen Gebäuden plante und realisierte.
Das Johanneum hatte seit seiner Gründung den oben beschrieben Ruf der strengen maßgeblichen Institution in Stadt und Umland. Die Klosterschule hat auch heute noch einige Züge, die eher an eine Abtei als an eine Schule gemahnen. Da ist die alte Bibliothek, die durch Stiftungen Hamburger Privatgelehrter begründet wurde und initial vor allem Ausgaben und Kommentaren griechischer und lateinischer Autoren beinhaltete. Das älteste Buch ist eine Bibel von 1491. Hier ruhen viele Originalausgaben des Mittelalters. Hinzu kamen im Verlauf deutsche Werke der klassischen Epoche: Eine Weimarer Goethe-​Ausgabe ist ebenso im Bestand wie eine Nationalausgabe der Schillerschen Werke. Auch Erstausgaben bzw. Ausgaben letzter Hand von Herder, Wieland und Jean Paul sind zu beachten. Als moderner Gegenpol wurde übrigens 2008 die neue Bibliothek eröffnet.
Zahlreiche Berühmtheiten sind unter den Absolventen der Schule zu finden, unter ihnen beispielsweise Gottfried Semper, Nobelpreisträger wie Gerhard Herzberg, Gustav und Heinrich Hertz, dann Aby Warburg, Johann Hinrich Wichern, Walter Jens und unzählige Hamburger Politiker wie der Bürgermeister Johann Georg Mönckeberg. Das Johanneum galt (und gilt) auch als Schmiede der Macht wer im Verein der Ehemaligen ist, hat es gelegentlich im Leben leichter als andere in der Hansestadt und Umgebung wie ich selbst immer wieder zu hören bekam.
Und hierher begab ich mich also damals, wie gesagt etwas bange, aber nicht zu verschreckt. Meine ersten Eindrücke machten mir klar, dass ich hier in einer anderen Zeit gelandet war: Unser Klassenlehrer war ein adliger und einbeiniger Kriegsveteran, der uns sofort damit vertraut machte, dass man hier zur Begrüßung des Lehrers aufzustehen und ihm ein lautes preußisch zackiges guten Morgen entgegenzuschmettern hatte, das gegebenenfalls auch so lang wiederholt wurde, bis es frisch genug klang. Der Mathematiklehrer war noch zackiger, drohte mit körperlichen Misshandlungen und bewegte sich verbal und somatisch immer sehr hart auf einer Grenze, die heutzutage sicher eine disziplinarische oder vielleicht strafrechtliche Verfolgung zur Folge hätte. Andere Kriegsveteranen stellten sich vor, weitere harte Hunde bellten uns Befehle zu und forderten eiserne Disziplin. Das bedeutete aber nicht einmal in der Hälfte der Fälle, dass auch die Inhalte auf so überdurchschnittlichem Niveau angesiedelt waren. Dessen Breite klaffte damals so beträchtlich, dass jedes Abitur zur Lotterie werden musste. Da waren vor allem in den Fächern Latein und Griechisch zwei berüchtigte Lehrer, die (wie viele im Kollegium) gleichzeitig im Fach an der Universität dozierten. Sie verlangten in der Oberstufe