Gängeviertel

Meine dritte Anlaufstelle am Tag des offenen Denkmals führte mich ins Gängeviertel, wo stündlich Führungen angeboten wurden.
Ich hatte zwar schon einiges über das Gängeviertel gehört, bin aber nie wirklich drin gewesen, sondern nur daran vorbeigelaufen und mehr als dass es baufällig ist und es Leute gibt, die sich für den Erhalt einsetzen, war mir nicht bekannt.
Los ging’s in der Loge am Valentinskamp 34, wo uns ein Mitglied von «Komm in die Gänge» — so heißt die Initiaive bzw. Genossenschaft — zur Geschichte der Gängeviertel etwas erzählte. Es gibt nämlich nicht nur DAS Gängeviertel, sondern der Ausdruck bezeichnet ganz allgemein Wohnviertel, die durch schmale, aber lange Bauten gekennzeichnet sind und wo sich entsprechend lange Gänge bildeten und wo viele Menschen auf engstem Raum lebten, was oftmals Probleme wie sich schnell ausbreitende Krankheiten mit sich brachte.
Das Gängeviertel in der Hamburger Neustadt besteht noch aus 12 Häusern, weitere Häuser desselben Stils finden sich noch in der Deichstraße oder auch bei den Kramer Amtsstuben.
Die eigentliche Tour führte uns zunächst auf die andere Straßenseite, wo wir mit dem Scandic Emprio
den totalen Kontrast vor Augen geführt bekamen: Einen gläsernen Neubaugiganten, der auch noch architektonisch schlecht geplant ist, denn es zieht dort wie Hechtsuppe. Die Stadt würde das Gängeviertel am liebsten platt machen und dort ebensolche Wolkenkratzer mit Büroflächen errichten, wo ja Gewerbeflächen in Hamburg auch soo dringend gebraucht werden… Angesichts dieser Bauvorhaben kann man den Ärger und die Frustration der Gängeviertler sehr gut nachvollziehen.
Als weitere Station steuerten wir die Puppenstube an, die inzwischen unter dem Namen La Döns
eine Produktdesign– und Arbeitskooperative beherbergt. Hier hatten wir die Gelegenheit, Zeitzeugen zu treffen u.a. die Schwestern Jensen, die in diesem Haus aufgewachsen sind und in der damaligen Schlachterei Jensen auch mitgearbeitet haben. Von ihnen erfuhren wir aus erster Hand, was es bedeutete, in einem Gängeviertel nahe der damaligen Ulricusstraße, einem Rotlichtviertel, aufzuwachsen. Die Jensen-​Schwestern und ihre Freundinnen sind wohl öfter hier anzutreffen, es lohnt sich also, nach dem Schild mit der Aufschrift «Zeitzeugen freuen sich auf Klönschnack» Ausschau zu halten.
Als nächstes spazierten wir durch die Schier’s Passage in den so genannten Eierhof, wo wir Näheres zur Außen– aber auch Innenarchitektur der Häuser erfuhren und viel Kunst zu sehen bekamen. Hier liegt vorne an auch der Umsonstladen
und weiter hinten befindet sich u.a. ein Künstleratelier, das wir ebenfalls besichtigen durften.
Auch zu den anderen Bauten, der Fabrik, dem Terrassenhaus, dem Kupferdiebehaus etc. erfuhren wir viel Spannendes und bekamen eine ungefähre Vorstellung davon, wie es hier mal ausgesehen haben könnte.
Für alle, die mehr über das Gängeviertel erfahren wollen, empfielt sich ein Besuch hier — ganz ohne Voranmeldung, sondern mit ein wenig Aufgeschlossenheit und Neugier. Auf der Homepage von «Komm in die Gänge» findet man ansonsten auch einen Veranstaltungskalender
. Und wer noch unentschlossen ist, klickt sich am besten mal durch die Bildergalerie, die einen guten Eindruck vom Gängeviertel vermittelt.

In der Druckerei: Klein, eng, heiß aber hat charme… ich würde noch mal dort hin gehen…

Very artsy, very alternative, very different not my world but the world which also exists here in Hamburg. It probably makes even stronger contract next to the neighbours, well established editorial houses, oil companies’ offices, Chanel is also not that far after all.
In the Gängeviertel it feels very edgy, almost a matter of survival. We were not looking for new impressions, just caught some noise passing by. Was interesting to check it out but I was not inspired or impressed or touched. Three stars from me.

Hamburg kann stolz sein auf sein Gängeviertel!
Kurios ist, dass Künstler in dieser Stadt Platznot haben, in anderen Städten der Platz in großem Umfang vorhanden wäre, dort aber anscheinend das Interesse der Stadt/​der Bürger selbst zu gering ist, um so etwas ähnliches auf die Beine zu stellen
Schade! Das Hamburger Gängeviertel begeistert durch sein abwechslungsreiches Repertoire an Veranstaltungen Lesungen, Ausstellungen, Diskussionen, Konzerte, Parties,
Für jeden etwas dabei immer wieder inspirierend & ein Gewinn für die Stadt. Kann ich nur jedem empfehlen nicht nur für den Hamburger selbst (was, ihr ward noch nicht dort?!!), sondern ganz klar auch für die Besucher Hamburgs!

Beitrag Nummer 300. Zeit für ein kleines Fass. Proooost!
Wenn man neben Springer wohnt ist das Leben sicher nicht leicht. Neulich nach Feierabend. Frau Freud und Co jetzt neuerdings mobil mit dem Rad unterwegs, landeten plötzlich im Gängeviertel. Dass ich’s noch nicht bewertet hab, tut mir leid. Ich wollte das kapitalistische Qype mal lieber außen vor lassen. Mööp. Heute nicht, ich weiß nicht mehr worüber ich schreiben soll. Beitrag Nummer 300 fordert seinen Tribut.
Ich weiß jetzt gar nicht wovon ich erzählen soll. Ob von unserem letzten Besuch oder dem davor oder dem davor oder dem davor. Na ok, ich bleib bei Neulich, is ja auch eigentlich alles egal.
Da gab’s Bio-​Bier und Essen in riesigen Bottichen und lecker und für soviel wie man gerade über hatte. Neuerdings nämlich gibt’s die große Kochallianz und weil das Gängeviertel so sehr auf Vertrauen und «wird schon» setzt, muss man nix bezahlen, darf und soll aber gerne spenden. So viel man will und so viel man hat.
Ich hab ja bei mir die Erfahrung gemacht: Das zieht mir meist mehr Geld aus der Tasche als festgelegte Preise. Weil ich’s so nett find, dass mir keiner sagt, was zu tun ist und man drauf vertraut, dass ich die Leute nicht verarsche. Sowieso: Wenn man mal genau überlegt, was einem die Arbeit anderer wert ist, kommt man gewöhnlich zu dem Schluss, dass nicht alles Wucher ist, was teurer als ‘n Euro ist.
Das Spannende neulich war, dass die Springer-​Leute erstmal gleich die Polizei gerufen haben, weil wir ja mit 30 Leuten schwatzend an der langen Essenstafel saßen und wie im Landschulheim Abendbrot aßen, während im Hintergrund ein Typ musizierte, das aber auch in ganz erträglicher Lautstärke. Es war sieben Uhr Leute! Die armen springenden Schweine saßen noch im Büro und waren vermutlich neidisch!
Und dann, auch schön, kamen TOURISTEN. Also nicht so unauffällige Schanzenyuppies wie wir, sondern welche mit Kamera und Esprit-​Klamotten. Und dann so «ooooooooh, guck mal, da sitzen Menschen zusammen an einem langen Holztisch und Essen nett miteinander! DAS muss ich fotografieren und in meiner popeligen Heimat unbedingt vorführen!»
Die Reaktion seitens des Gängeviertels kann man jetzt souverän finden oder nicht, lustig war sie jedenfalls. Denn alle fingen an, «UGG UGG!» zu rufen und sich wie Affen zu benehmen. Was die Leute noch mehr verwirrte und weswegen sie sich kurz versteckten, um dann heimlich weiter Fotos von den Wilden zu machen.
Ja, schon klar. Das Gängeviertel ist jedenfalls noch so eine der Institutionen in Hamburg und bei Veranstaltungen oder auch einfach für ein nettes (un)spektakuläres Abendessen empfehlenswert. Ich denke, die haben hier einen guten Weg gefunden, sich auf alternativem Wege ins Stadtbild zu integrieren.

Huuui, das gibs ja nicht. Nur sowenig Beiträge zum Gängeviertel? Das ist doch ein so liebevolles, einladendes Stück Hamburg.
Eingekesselt von einer Reihe von Büro-​Glas-​Stahl-​Konstruktionen erhebt sich das Gängeviertel aus dem Boden — die Häuser sind wohl aus dem zu Ende gehenden 19. Jh. — hab ich mir mal bei einer Krimivorlesung in der alten Fabrik sagen lassen. Was ist jetzt die Fabrik — ein Teil von dem Ensemble von 12 (?) Häusern, welche zusammen das Gängeviertel bilden.
Das letzte Mal war ich dort, als einjähriges Bestehen gefeiert wurde — ein reichhaltiges Programm zwischen Musik, Ausstellungen, Vorlesungen, Performance, Essen, Trinken, etc. bildete das Rahmenprogramm. Abschließend gab es eine Vorlesung mit anschließender Diskussion, wo ich als nicht Hamburger, Einblick in die Szene der Für-​Wohnraumkämpfenden in HH bekommen hab. Vielen Dank, liebes Gängeviertel!

Facebook sei dank, dass innerhalb kürzester Zeit ein so großer Hype um das Gängeviertel entstand und es nun so scheint, als seien die schlimmsten Zeiten überstanden und als habe die Stadt endlich verstanden, dass sie Projekte und Kunst dieser Art fördern sollte und nicht alles dem schnöden Mammon zum Opfer fallen sollte. Dank sei auch an die engagierten Bewohner des Gängeviertels, die alles für die Erhaltung des Gängeviertels geben. Ich war unter anderem zu einer Führung da, wo einzelne dort schaffende Künstler Eintritt zu ihren Atelierräumen genehmigten und über ihre Kunst sprachen, was durchaus interessant war. Auch war ich zu einem Fest dort und hatte die seltene Chance Theremin (hört sich an wie ein Außerirdischer) zu spielen. Schaut man im Gängeviertel vorbei gibt es immer viel Neues zu entdecken. Ich liebe diese dynamische, aufgeschlossene Atmosphäre.

Der Straßenlärm ist hier nicht mehr zu hören und die Uhr scheint stehen geblieben zu sein. Diese kleine Straße lässt das historische Hamburg erahnen. Die Zeit, als die Wäsche noch über den Straßen trocknete und man noch vom Hummel Mann das Wasser nach Haus getragen bekommen hat. Vom Michel aus keinen Steinwurf entfernt, liegt die einzige Straße Hamburgs die nicht dem großem Brand von 1866 oder das Bombardement von 1943 zu Grunde gegangen ist. Die Gasse ist eng, die Türen sind winzig und die Schornsteine schon lange nicht mehr gerade. Damals lebten hier viele Menschen, auf engsten Raum, heute ist ein kleines Restaurant und ein sehr gutes Teegeschäft hier beheimatet. Wenn man dem Michel einen Besuch abstattet, dann darf man auf keinem Fall am Gängeviertel vorbeigehen. Die Uhr tickt hier langsamer…

Um das Gängeviertel gab es im letzen Jahr ein endloses bürokratisches Gerangel. Die alten Häuser mitten in der Neustadt wurden der Stadt abgekauft und sollten größtenteils abgerissen werden. Die Stadt kaufte die Häuser jedoch wieder zurück und ermöglichte den Menschen, die sich seit 2009 um die Wiederbelebung des Gängeviertels bemühen, mit ihrer Arbeit weiter zu machen. Vor allem Künstler, aber auch Menschen die sozial und politisch aktiv sind, nutzen die Häuser des Gängeviertels, um zu arbeiten und auszustellen. Es gibt zahlreiche Veranstaltungen, die sich in jedem Fall lohnen. Ein Besuch im Gängeviertel ist wie das Abtauchen in eine andere Welt oder eine Utopie, die real geworden ist. Vom Valentinskamp oder der Caffermacherreihe mit den geleckten Bürobauten auf der einen Seite geht es in die engen Höfe und Gänge des Viertels, das von seinen Bewohnern immer weiter renoviert und gestaltet wird.
Am letzten Wochenende hatte das Gängeviertel sein einjähriges Jubiläum und feierte ein Fest, das in Erinnerung bleiben sollte. In vielen Wohnungen und Kellern der Häuser waren Landschaften entstanden, in die man sich vielleicht schon als Kind gerne geträumt hätte. Teilweise auf allen Vieren bot sich Jedem die Gelegenheit, mit dem Viertel auf Tuchfühlung zu gehen und von der überschäumenden Phantasie und Produktivität seiner Bewohner zu profitieren. Wer nicht dort war hat sicherlich etwas verpasst. Aber keine Angst, das Gängeviertel lebt und hört nicht auf zu wachsen. Eine gute Gelegenheit etwas von der Atmosphäre des Viertels zu erleben, bietet der Frühstücks Klub, der jeden zweiten Sonntag im Monat stattfindet.

Am 22. August 2009 hat die Initiative Komm in die Gänge begonnen, ein kulturelles Hoffest zu veranstalten, das bis heute andauert. Die Initiative will damit die denkmalwürdigen Gebäude des Gängeviertels (Caffamacherreihe /​Valentinskamp) retten, zugleich Lösungen für die Raumnot von Hamburger Kulturschaffenden bieten. Im Rahmen der Initiative Recht auf Stadt setzt sie sich für eine stärkere Einbeziehung und Partizipation der Bürger in den stadtpolitischen Gestaltungsprozess ein und fordert von der Stadt, kulturelle und soziale Verantwortung zu übernehmen.