Winterhude ist nicht in Indien. Da sind sich vermutlich alle einig aber immerhin befindet sich hier am verträumten Schinkelplatz immerhin einer der wenigen Ganesha-Schreine außerhalb des asiatischen Subkontinents. Der fest installiert ist. Bereits vor einigen Jahrzehnten wurde der Schrein des Elefantengottes von einem Anwohner hier mit behördlicher Genehmigung errichtet für die sonst so sture Hansestadt sicherlich etwas besonderes, auch wenn mittlerweile zunehmend asiatische Kultur– und Religionsmonumente Einzug in den öffentlichen Raum finden(Errichtung einer Stupa im Park von Planten un Blomen geplant). Hier jedenfalls haust der Gott mit dem Rüssel schon seit langem und die Umgebung ist passend, ruhig, ohne Lärm, es sei denn von den fröhlich spielenden Kindern, die das edle Viertel reichlich bevölkern. Inmitten der schönen Jugendstilhäuser wirkt der Schrein ein wenig verfallen, aber vielleicht soll das so sein und von dem regen Besuch zeugen, den Ganesha bekommt, auch wenn das kleine Häuschen oft übersehen wird(auch ich bin Jahre lang ahnungslos vorbei gegangen). Jedenfalls erhält er hier regelmäßig kleine Opfergaben, zumindest liegt die kleine Statue unter dem Messingdach immer in einem Meer aus Blüten und oft sind Süßigkeiten verspielt darum herum gestreut. Kinder mögen den Gott mit dem Elefantenkopf natürlich besonders, der sieht lustig aus und man kann ihn sich gut einprägen Auch in Indien und den angrenzenden Ländern ist Ganesha schon seit dem 4. Jahrhundert n. Chr. eine der populärsten Gottheiten, der von Hinduisten und teilweise auch Buddhisten verehrt wird. Ganesha gilt als derjenige, der Hindernisse im geistigen und materiellen Sinne beseitigen(Vighneshvara) sie aber auch erzeugen kann, insgesamt also der Beherrscher der Krisen, gleichzeitig aber auch als Gottheit von Kunst, Weisheit und Intellekt(daher der große Kopf). Ganesha ist im Hinduismus auch assoziiert mit dem Mantra Om, dem primären Laut. Im Kundalini Yoga ist Ganesha mit dem ersten Chakra assoziiert, dem Muladhara, der so genannten ursprünglichen Basis, die körperlich dem Sakralbereich zugeordnet wird, der ja auch anatomisch die Basis der Wirbelsäule und damit der körperlichen Statik ist. Zwischen all den Zeichen der Äußerlichkeit im schicken Winterhude, die sich nur hundert Meter weiter am Mühlenkamp in Form von immer mehr schicken konsumorientierten Läden und Cafés manifestieren, ist der kleine abbröckelnde Elefantengott ein schönes Symbol für das Innehalten, die Beständigkeit ursprünglicher Werte der Menschheit, die sich einfach nicht so leicht aus dem Bewusstsein vertreiben lassen wollen. Meine liebe Freundin Coco bringt Ganesha übrigens immer ein bisschen Schokolade mit eigentlich ein gute Idee, obwohl er vielleicht auch einmal ein bisschen Farbe vertragen könnte