Frauenzentrum

Jeder der Hamburg kennt, der kennt sicher auch die Europapassage (
) mit seinen vielen Geschäften, in denen nützliche oder auch
unnütze Dinge verkauft werden. Hier kann man nicht nur Shoppen, sondern auch dem leiblichen
Wohl frönen, aber wer weiß eigentlich um die Geschichtsträchtigkeit dieser
Ecke? Hier in der Paulstrasse 25 befand sich das erste Frauenhaus Hamburgs mit Mittagstisch, Kinderhort,
Beratungsstelle und Büros verschiedener Frauenvereine. An diesem Ort erinnert nur noch eine Gedenktafel in der Europapassage, denn das Gebäude selbst existiert
nicht mehr. Wer hat sie entdeckt? Sicher sind die meisten Menschen hier
vorbei gegangen, ohne sie wahrzunehmen, weil sie halt klein und unscheinbar
ist. Am 1. Januar 1902 wurde das Zentrum zum Ausgangspunkt der
deutschen Frauenstimmrechtsbewegung. Lida
Gustava Heymann (1868 – 1943)gründete dort gemeinsam mit ihrer Freundin Dr.
jur. Anita Augspurg (1857 – 1943) und
anderen den ersten Deutschen Verein für Frauenstimmrecht. (Siehe Foto unten)
Photo link:
Bildquelle (
) Beide waren 1915 zudem Mitbegründerinnen der Internationalen Frauenliga für Frieden und
Freiheit. Die international engagierte Pazifistin Heymann wurde schon 1933 von den Nationalsozialisten angegriffen. Zum Zeitpunkt der Machtübernahme
durch die Nazis befand sie sich auf einer Auslandsreise und entschied nicht
nach Deutschland zurückzukehren. Gemeinsam mit Anita Augspurg ging sie ins
Schweizer Exil in Zürich, ihr Vermögen wurde von den Nazis konfisziert. Beide Frauen verstarben
1943 völlig mittellos und wurden auf dem Friedhof Fluntern beigesetzt. Wieder einmal Geschichte an einem Ort, an dem man sie nicht unbedingt vermuten möchte.
Seit 1994 verleiht die Stadt München den Anita-​Augspurg-​Preis zur Förderung der
Gleichberechtigung von Frauen.