Tag des offenen Ateliers in Hamburg. Überall sieht man potentielle Kunstliebhaber mit kleinen Zetteln suchend und gelegentlich auch fündig durch Hinterhöfe streifen, auf der Suche nach einem verborgenen Ort der Kreativität. Auch wir sind auf der Suche, trotz stimmiger Hausnummer brauchen wir eine ganze Weile bis wir den kleinen Zettel unter dem schattigen Torbogen entdecken und uns ungläubig durch ein dunkles Treppenhaus hinab tasten wo hinter einer engen Tür tatsächlich die Druckwerkstatt auf uns wartet. Gerten Goldbeck hat es hier tatsächlich geschafft, eine Menge an alten Maschinen zusammenzutragen, inklusive archaisch wirkenden Hilfsgeräten und Materialien und betreibt hier aktiv Druckkunst, in diesem Fall waren ihre Werke mit denen ihrer Kollegin Hille Lüttmer ausgestellt die Werkpalette reicht von einfachen Lithographien bis hin zu bedruckten Alltagsgegenständen, insbesondere Textilien mit aufgedruckter Wortkunst, dazwischen Kunst aus Büchern in ungewöhnlichen Perspektiven also nicht frontal sondern zum Beispiel das, was herauskommt, wenn man ein Buch quer in Scheiben schneidet und dann wieder auf eine Pappe klebt und ähnliche Spiele mit verschobenen Ausgangspunkten. Am imposantesten ist bei allem aber die Lokalität ein verwinkelter Keller, den man gern Souterrain nennen würde, wenn die Mauern nicht gar so viele Feuchtigkeitsflecken hätten. Hier kann man sich prima vorstellen, wie Künstler leiden und frieren, mühevoll angewärmt vom kleinen rußschwarzen Holzofen in der Ecke. Und dann die großen alten Pressen, Maschinen, ölige Zahnräder, schwarzglänzende Walzen, Solnhofer Jurasandstein, Spachtel, Typen, Farben, Säuren, Fläschchen, Becken, Pinsel, Bügeleisen, Klammern eine Alchemie der Handwerkskunst, die dem uns sonst so glatt und vollendet bekannten Produkt plötzlich einen Arbeitsvorgang zuordnet, der nicht nur edel schmutzig ist sondern auch so viele geheimnisvolle Schritte erfordert, dass man neugierig wird und gern bereit ist, einem historischen Exkurs über die Geschichte der Lithographie zu folgen, passender Weise bei einer Tasse Rauchtee, der so schmeckt, wie das Brennholz riecht. Ein uriger Machmittag mit viel erdiger Kunst