Amphitheater Im Stadtpark

Vermutlich soll der humanistischen Jugend hier demonstriert werden, was Natur und Zeit mit der Zivilisation unweigerlich anstellen wird, was sie im Prinzip mit jeder Hochkultur angestellt haben, nämlich verwittern und überwuchern eine praktische Lektion in Archäologie. Im Prinzip kenn ich den Stadtpark seit Jahrzehnten, bin hier als kleines Kind spazieren gegangen, durch den Park zur Schule geradelt, immer wieder hier zu Konzerten, zum Schwimmen und zu Ausflügen gewesen. Als mir jetzt eine befreundete Schauspielerin ankündigte, man werde ein öffentliches Bühnenspiel im Amphitheater im Stadtpark aufführen, guckte ich ratloser als vermutlich die Wirtschaftsweisen, wenn sie mal wieder sich sowieso nicht erfüllende Prognosen raten sollen (und gar noch irgendwelche Gründe dafür erfinden müssen). Eine Skizze wies mir den Weg, ausgeschildert ist das Theater nicht und auch mit Hilfe war die kleine Arena kaum zu finden, obwohl sie im Prinzip direkt am Grasweg, nur 50 Meter entfernt von der Heinrich Hertz-​Schule liegt.
Das Gefundene war dann auch ein kleines Trauerspiel: Ein völlig überwuchertes Theaterchen, Unkraut, Brennnesseln, Wegerich ersetzen die Zuschauer auf den drei Rängchen, in der Mitte liegt ein kaputter Grill und testet die Akustik. Vermutlich hat man diesen kleinen Rund, der von immerhin gut geschnittenen Hecken umgeben ist, mit dem Rest der pseudoantiken Bauwerken in den 1920ern errichtet, im Gegensatz zu diesen ist der Ring vermutlich zu unspektakulär gewesen um ihn zu erhalten oder aber wie oben beschrieben ist die Verwitterung hier Programm. Punkte gibt es nur dafür, dass die Intention eines Amphitheaters im Prinzip immer eine bessere ist als die eines Currywurstgrills (und die bekommen auf Qype ja von einigen Cholesterinfreaks satte 5 Sterne plus Lieblingsplatz Ehrung) und die äußerst liebenswerte und förderliche Tatsache, dass freie Theatergruppen den Platz anscheinend ungefragt nutzen können um hier Aufführungen zu machen allerdings dürfen sie dabei nur Spenden einnehmen, wie man mir sagte.