Koslowski Kochen & Kunst

? kunstkocher koslowski läßt grüßen ?
Achtung: Jahrgang 1998
Weintrauben, sicher eine gute Flasche Rotwein im braunen Weidenkorb, Skizzenstriche mit Rötelstift. Ein Aquarell gekonnt. Signiert: Werner Koslowski. Hinter mir an der Rauhputzwand hängt das gerahmte Original. In der Küche, gut einzusehen, werkelt das Original. Auf dem Bord über der Theke reihen sich gleich hundert Flaschen Obstwasser. Schöné Etiketten, für gute Brände vom Guggenbichler. Weckt Erinnerungen an Romano Levi. Eines schönen Tages, wenn Künstler Koslowski aus Frust über das kleindeutsche Verständnis zu gutem Essen seine Pfannen an die Wand geschmissen hat und mitsamt seinen Pinseln und Farben nach Italien abgehauen ist, werden seine Pflaumen-​, Apfel– und Birnenbildchen auf Auktionen auch Liebhaberpreise erzielen. Bis dahin bleibt uns nur eins, so oft wie irgend möglich das breitgiebelige Gasthaus heimzusuchen, um in der gemütlichen beinahe edlen Stube den Wirt womöglich am Klavier zu erleben oder daneben, wenn er zur vorgerückten Stunde singt. Beidemale klassisch. Und er kann es. Habe ich etwas vergessen? Ja, im Ort gibt es einen guten Kaser, die Etiketten sind Aber das ahnen Sie ja schon.
In einschlägigen Feinschmeckerfachzeitschriften kann man nachlesen, daß dieses Kunstbündel auch noch kocht! Wenn seine Speisen mir nur annähernd so gut gefallen, wie seine Bilder, dann drehe ich durch geht es mir durch den Kopf, als ich die Speisenkarte mit eingangs beschriebenem Aquarell aufgeschlagen hatte. Klein, frisch, bayerisch-​italienisch, witzig und klar.? Aufgeschäumte Crème von Endivien mit Curry und Croutons (10,50 DM), eine trübe Suppe schreibt der Koch mit grob geschnittener Petersilie obendrauf, zum Sehen und Schmecken. Suppiger Spitzweg. Nun des Meisters Liebe zum Stiefel:? Kürbis-​Ravioli mit Würzpilzen und Parmesan (16,50 DM). Leider fehlte das begleitende Klavierstück. Man sollte sich seine Pasta opera gönnen, am Abend. Bestimmt kann man im Chiemgau nicht origineller und erlebnisreicher essen, trinken und genießen. Das muß her, demnächst. Die honiggelbe Spitzennudellabung mit kräftigen Shitakepilzen: ein kleiner Tintoretto. Etwas deftiger der Hundertwasser vom Stephansdom: Unser? Wiener Schnitzel mit Bratkartoffeln und Preiselbeeren (21,50 DM). Bei letzteren hatte sich der Meister etwas im Farbauftrag vergriffen. Fehlfarben sozusagen, nicht handeingeweckt. Jetzt wird es urbayerisch und ich muß meinen Schmähpinsel schnell aus der Hand legen:? Spanferkelbrätlein in Starkbiersauce, mit Wirsingtimbale und Kartoffelknödl (28,50 DM). Ich hasse Wirsing und habe ihn doch fast aufgegessen. Ein Traum von Kruschperl und Fleisch: barocker Rubens. In einem Soßerl, dunkel, mit zarten Lichtreflexen vom handgeriebengekugelten Bröckerl-​Knödel, herrlich zarte Biersüße: goldhelmiger Rembrandt.? Spekulatius-​Mousse mit Sennerinnenhupferl, mit Passionsfruchtsauce und Mandarinensalat (13,50 DM) ist ein echter Koslowski, köstlich, kunstvoll. Wenn er wirklich türmen will, werde ich ihm ein Bein stellen, damit es ihn auf seinen Heimatboden hinhaut. Vielleicht begreift er dann, daß es auch bei uns noch Bilderfetischisten gibt
Nachtarock:
Mit von mir geschickten Gästen ging der Meister aber gar nicht freundlich um. Nur, ich wollte Ihnen die Schreibe des Berichts nicht vorenthalten.
? Hinfahren und kustvoll speisen ?
Hoffentlich ergeht es Ihnen nicht wie meinen Freunden!