Rettungshubschrauber Christoph 2

Feierabend. Wie immer habe ich während des Tages zuviel Kaffee getrunken, sogar etwas Matetee habe ich mir genehmigt. Ich soll meine Tochter vom Hort abholen, bin ein bißchen knapp dran. Das Auto stand in der Sonne, keine Klimaanlage, ich schwitze. Die Autobahn ist dicht. Mist, Mist, Mist. Ich rege mich auf, ich bin hektisch, ich bin schlecht gelaunt. Langsam wird mir schlecht.
Vor mir blinkt ein Lastwagen und hält auf einer Nothaltebucht. Es geht eh nicht voran, also halte ich auch an und schnappe etwas frische Luft. Versuche den Hort zu erreichen, aber in meinem Wunderhandy sind alle möglichen Telefonnummern, nur diese nicht. Meine Frau ist nicht erreichbar, mein Sohn versucht die Nummer ausfindig zu machen, kriegt sie aber irgendwie nicht. Der Stau löst sich langsam auf, es geht voran. Ich beschließe weiterzufahren.
Richtig fließend wird der Verkehr nicht. Die Autobahn ist sehr voll, ich muß mich konzentrieren, mir wird zunehmend schlechter. Als mir bei Tempo 80 schwarz vor Augen wird, ist klar, ich muß sofort anhalten. 200 Meter bis zur nächsten Nothaltebucht. Ich erreiche sie, steige aus, lege mich vors Auto. Meine Frau ist immer noch nicht zu erreichen, mein Sohn ist cool und kümmert sich um Organisatorisches, so daß meine Tochter abgeholt werden kann.
Mir ist ganz übel, ich fühle Füße und Hände nicht mehr, kann nur noch schlecht reden. Ich rufe die 112 an, die stellen mir ein paar Fragen und sagen dann schnell: wir kommen, bleiben Sie liegen. Ich lasse mir von einer lieben Freundin telefonisch die Hand halten, wobei ich selbst kaum noch reden kann. Neben mir Hunderte Autos im Stau, alle im Kriechtempo, aber anhalten tut keiner, um Hilfe anzubieten. Mein Blick streift die Wolken, den blauen Himmel, plötzlich ist es laut — da fliegt ein Hubschrauber rum. Er kreist enge Kurven, kommt immer näher, ich denke noch, huch, der fliegt aber tief, bis mir klar wird: der kommt ja zu mir! In der Tat, jetzt ist der Stau perfekt: der Hubschrauber senkt sich und landet irgendwo, im Nu sind zwei Rettungsdienstler bei mir.
Die zwei sind routiniert und freundlich, sie stellen Fragen, reden mit mir. Ich habe viel zu hohen Blutdruck, mein Puls ist kaum zu fühlen und viel zu langsam. Ich zähle meine Medikamente auf, Krankengeschichte, dann ist der Rettungswagen da. Ich werde auf eine Liege verladen, gebe meinen Autoschlüssel einem freundlichen Polizisten und werde in den Wagen geschoben, bekomme eine Infusion, werde ans EKG angeschlossen, Sauerstoff in die Nase — schon geht es mir besser.
Kurz darauf lande ich in der Bad Homburger Hochtaunusklinik. Dort werde ich gepäppelt und eingehend untersucht. Ich darf die Nacht in der Intensivstation verbringen, am nächsten Morgen weitere Untersuchungen, die aber alle ergeben: mir geht es gut. Der Kreislauf war zusammengebrochen, aber der Rest ist OK.
Schade, ich durfte mit dem Hubschrauber nicht mitfliegen, aber ich sträube mich dagegen, hier einen halben Punkt abzuziehen. Gut gemacht, Jungs! Und vielen Dank!