Buchhandlung Schutt

Hier kaufe ich gerne. Sollte mal ein Buch nicht da sein, wird es schnell bestellt und ist am nächsten Morgen abholbereit… Ohne, dass man zur Post muss oder Verpackungsmüll hat. Geschenke werden liebevoll verpackt und wenn man mal etwas sucht bekommt man eine gute Empfehlung.

Glückliches Bornheim. Gleich 2 tolle Buchhandlungen in unmittelbarer Nachbarschaft. Wie Naumann & Eisenblätter scheint auch die Buchhandlung Schutt aus der Zeit gefallen zu sein. Und es spricht für Bornheim, dass es offensichtlich zwei Buchhandlungen ernähren kann. Ansonsten kann ich mich den Ausführungen meiner Vorredner nur anschließen

Wir bestellen hier immer: Einfach eine kurze Mail schreiben (manchmal auch nur mit link zu der entsprechenden amazon-​Seite), und zackoflex kommt die Bestätigung. Sie fragen immer nochmal nach, wenn die gewünschte Ausgabe vergriffen ist oder die Lieferzeit etwas länger wird. Und kriegen eigentlich alles. Und ich kann es auch mal länger liegen lassen, wenn ich es nicht gleich in den nächsten Tagen zur Abholung schaffe. Samstags nach dem Einkauf auf dem Bornheimer Markt noch schnell in die Buchhandlung, ein bisschen stöbern und dann das bestellte Buch mitnehmen perfekter Wochenendstart, für mich.

Schutt ist seit Jahren der Buchladen meines Vertrauens. Natürlich kommt das einerseits daher, dass bestellte Bücher unter der Woche zuverlässig nach einem Tag zum Abholen bereitstehen, andererseits aber auch von der angenehmen Atmosphäre. Der Laden, der eigentlich nur aus einem einzigen Gang mit vielen Winkeln besteht in dem sich die Bücher in Regalen bis zur Decke stapeln, ist etwas dunkel und ziemlich klein. Trotzdem fühlt sich wie in einer riesigen alten englischen Bibliothek, die von allem etwas zu bieten hat. Denn anders als in großen Buchladenketten, riecht man die Bücher hier noch im ganzen Raum. Die zuvorkommenden Verkäuferinnen sind zwar noch nicht so alt, wie einige der Bücher aussehen, aber es scheint als würden sie schon ewig hier arbeiten, denn sie kennen auch die Autoren aus den hintersten Winkeln. Obwohl ich die Stille und das Gefühl der Abgeschiedenheit hier schätze, wünsche ich allen vom Aussterben bedrohten kleinen Buchladen ein kleines bisschen mehr Umsatz und teile daher, nicht nur aus Selbstlosigkeit, meinen Geheimtipp gerne mit euch.

Eigentlich wollte ich ja in die Stadt, um nach einem Reiseführer Apulien zu suchen. Ich hatte einen ganz bestimmten Alternativ-​Reiseführer im Kopf und überlegte, wo ich ihn wohl kriegen könnte. Aber gleichzeitig gar keine Lust, mich ins Einkauf-​Getümmel zu stürzen.
Zum Glück fiel mir dann diese kleine süsse Buchhandlung ein, die ich leider so gerne links liegen lasse, weil sie einfach so unaufdringlich ist, ein ganz klein wenig von der Berger zurückgelegen, aber ganz nahe beim zentralen «Uhrtürmchen».
Beim Betreten der Buchhandlung fällt mir immer die grüngestrichene eiserne Eingangstür auf — sie wirkt irgendwie richtig urig, wie irgendwo in Norddeutschland an der Küste, fast kann ich den Wind hören, der vom Meer her pfeift…
In der Buchhandlung ist es richtig gemütlich, ebenso urig, mehr wie in einer ganz großen Bibliothek. Die Bücher in hohen Regalen, wändefüllend. Ich kenne mich hier schon aus, gehe bis ganz nach hinten. Der Reiseführer, den ich suche, ist da. So schnell ging das. Dafür habe ich jetzt Zeit, in den vielen interessanten Büchern zu stöbern.
Wenn ihr euch einfach mal inspirieren lassen wollt, gibt es jede Menge ausgesuchte Literatur. Ich finde immer was und kann mich dann gar nicht entscheiden, weil alle so verlockend sind.
«Planen Sie eine Reise nach Apulien?», fragt mich die sehr nette und fachkundige Buchhändlerin, während sie das Buch einpackt.
Persönlich gehts hier zu, dörflich — Bornheim eben.

Großes Kino! Ein wirklich schöner alter Buchladen. Sonst haben meine Vorredner glaube schon alles gesagt. Hier wird Beratung noch groß geschrieben. Macht einfach Freude hier her zu kommen.

Außer dem Antiquariat (über den Hof) noch zu erwähnen ist, dass der Buchladen vorne ein altmodischer Sortimenter ist, in dem man nicht mit den neuesten Bestsellern zugemüllt wird, und leider das, was man eigentlich wollte nicht bekommt. Schutt ist gut sortiert, und die Beratung ist kompetent, was im Buchhandel auch nicht mehr selbstverständlich ist. Schöné Auswahl an Kinderbüchern gibt es auch noch. Der Laden ist eine Institution, ohne ihn wäre Bornheim um einiges ärmer.

Die Buchhandlung Schutt in Bornheim ist eins dieser Antiquariate, bei denen man sich stundenlang aufhalten könnte, ohne daß einem auch nur ansatzweise langweilig würde. Die Bücherwände reichen nicht, um die Bestände aufzunehmen, und so stapeln sich die Bücher noch auf Tischen und sonstigen Flächen. Dennoch reicht der Platz, um ein paar bequeme zwischen den Regalen Sessel hinzustellen, und bei Sonderveranstaltungen werden Stühle und Bänke in den Raum plaziert, so daß doch eine Menge Menschen reingehen können.
Wir kommen dennoch etwas zu spät. Schon weit vor dem Eingang sieht man eine lange Schlange und noch längere Gesichter, und es heißt: wer keine Karte hat, kommt nicht mehr rein. Heute liest Michael Herl aus seinem neuen Buch «Heimatkunde Frankfurt» (
), und es ist einfach viel zu voll. Draußen ist das obligatorische Raucherzelt aufgebaut worden, und wir treffen dort seine Lektorin, die gleichzeitig die Lektorin meiner Frau ist — das läßt hoffen, aber auch, als sie «die Hoffmann und Campe-​Autorin Franziska Harvey» vorstellt, hilft das nicht viel — wo kein Platz ist, ist kein Platz. Michael Herl raucht draußen seine Zigaretten, drinnen darf er ja nicht, und er macht den Eindruck, als würde er eigentlich viel lieber hier draußen lesen. Hilft alles nicht, the show must go on. Wie beim Papst wird die Lesung per Lautsprecher nach draußen übertragen, und wir Adepten dürfen lauschen und werden mit Äppler und Laugenstangen getröstet — das erste Getränk geht aufs Haus, das sich tatsächlich beim Publikum zu entschuldigen scheint, daß es so zahlreich erschienen ist.
Die Lesung ist ein Erfolg, Herl liest unterhaltsam und pointiert aus seinem Buch, zwischendrin unterstützt durch Frak Wolff auf seinem Cello. Uns wird es draußen trotz der Heizpilze sehr kalt, wir quetschen uns irgendwann doch in die Räume der Buchhandlung, bis die letzte Zugabe gelesen wurde. Dann ist aber auch Zeit, sich in die nächstgelegene Kneipe zu setzen und sich aufzuwärmen!
Nächste Woche habe ich mir vorgemerkt: Martin Mosebach liest aus seinem neuen Buch (
), da werde ich auf gar keinen Fall zu spät kommen.