Anger – Zentraler Platz und Knotenpunkt

Wer nicht am Anger war, der war nicht wirklich in Erfurt. Denn der Anger ist eigentlich unübersehbar– und wie will man in Erfurts Stadtzentrum unterwegs sein, ohne ihn zumindest zu streifen? Okay, mit dem Auto ist dies schwierig– dafür kann man mit ihm aber ohne weiteres den Juri-​Gagarin-​Ring entlangfahren und so den Anger «meiden. Aber zu Fuß oder mit der Straßenbahn kann man kaum am Anger vorüber.
Warum ist das so, dass man den Anger kaum «meiden» kann? Ganz einfach, der Anger ist eine sehr zentrale, durchaus das Stadtbild prägende Anlage, die sich über rund 500 Meter Länge streckt. Das ist nun wirklich nicht ⁰⁸⁄₁₅.
Während das nordöstliche Ende — rund um Lutherdenkmal, das Einkaufszentrum Anger 1, den neuen Angerbrunnen und das alte Postgebäude– wirklich einen großen Platz darstellt, ist die Gestaltung in Richtung Südwesten die einer breiten Straße. Die Fußgängerzone am Anger wurde bereits zu DDR-​Zeiten eingerichtet.
Am Anger befindet sich vermutlich DIE zentrale Straßenbahnhaltestelle Erfurts, da hier recht kompakt alle oder zumindest fast alle Straßenbahnlinien fahren.
Wenn man den Anger entlang schlendert, findet man nicht nur sehenswerte Gebäude und kulturelle Einrichtungen (wie etwa das Anger-​Museum), sondern auch das eine oder andere Geschäft.
Das eine oder andere Nachwendegebäude ist dabei eher in die Kategorie Bausünde einzustufen. Etwa das neue Angereck, das unter anderem den Hugendubel beinhaltet. Denn hier an dieser Stelle, direkt gegenüber des Anger-​Museums, passt aus meiner Sicht so ein moderner Bau nicht hin. Aber man wollte es vermutlich so. Wer, sofern es einen Bebauungsplan für diese Ecke gab, dies so ermöglicht hat, gehört für mich noch heute geteert und gefedert. Hätte es keinen Bebauungsplan gegeben, so stellt sich für mich die Frage, wie man hier ein «Einfügen» im Sinne von § 34 BauGB bejahen konnte… Aber man kann dies nicht ungeschehen machen.
Unabhängig von der einen oder anderen Bausünde gehe ich den Anger gerne entlang, wenn ich in Erfurt bin. Schließlich gibt es hier eigentlich über die ganze Breite sehenswerte Gebäude zu sehen.
Bei den Geschäften ist die Struktur natürlich eine ganz andere als die bei meinem ersten Erfurt-​Aufenthalt im Januar 1990. Das Schreibwarengeschäft, das wir damals auf Klassenfahrt gefühlt nahezu ausgekauft haben (wir durften ja schon 3:1 tauschen), konnte ich schon 2000 nicht mehr sehen. Doch hier findet man zumindest prima vista nicht nur die üblichen Verdächtigen, die sich bundesweit austoben (dafür sind dann Straßen wie Bahnhofstraße und Schlösserstraße durchaus von ihnen geprägt…).
Es macht einfach Spaß, den Anger entlang zu gehen– man sollte natürlich aufpassen, dass man nicht mit einer Straßenbahn zusammenstößt. Straßenbahnverkehr in Fußgängerzonen ist nicht Standard– hier aber ganz normal.
Last but not least: Von den in Erfurt im öffentlichen Raum verteilten Figuren aus dem Kinderprogramm haben es Maus und Elefant auf den Anger geschafft. Und zwar in unmittelbarer Nähe der Haltestellen

Der Anger wird als Fläche oft unterschätzt, da man davon ausgeht, alles rund um das Straßenbahnkreuz ist der Anger.
Ausgehend von der Kaufmansskirche und dem Anger1 als Kaufhaus, dem Haus Anger77 als Basis für die gleichnamige Band, dem neuen Angerbrunnen, Ursulinenkloster und Postgebäude, vorbei am umstrittenen Neubau für Hugendubel und H&M, dem modernisierten Stadtmuseum, dem Papenbreer und Cutters als Bismarck-​Haus bis zum ehemaligen Kaufhaus «Held» und dem «alten» Angerbrunnen, zeigt sich hier der Großteil der Einkaufsfläche von Erfurt. Shoppen, Essen, Trinken und Staunen, ja Staunen.
Geht doch mal mit offenen Augen durch die Gassen und schaut auch zur zweiten oder dritten Etage der Häuser. Schaufenster im zweiten Stock, Verzierungen, Balkone, Erker etc. Auch der Blick in die meisten Geschäfte lohnt nicht nur wegen der angebotenen Ware, sondern auch der Architektur wegen bzw. dem, was erhalten wurde. Sehenswert. In einigen Läden kann man auch von innen nach außen schauen