Cafe Á Gogo

Seit geraumer Zeit, ich tipp mal so auf zwei bis drei Jahre, gibt meine Mutter mir mit beharrlicher Regelmäßgikeit den Tipp, Sonntag abends das Café a gogo zu besuchen. Schließlich bin ich ja so musikbegeistert. Das würde mir ja bestimmt gefallen. Und jedesmal, wenn ich bisher vorbeiging, habe ich ehrlich gesagt leicht skeptisch die vier bis fünf Gestalten beäugelt, die sich darin befanden.
Nun kenne ich dieses nette kleine Café für Ü40er Nostalgiker und es hat mir tatsächlich gefallen. Besonders, weil hier Livemusik läuft. Damit gehört dieses Café zu den wenigen in Derendorf. Außer dem Restaurant «Kurve» fällt mir so spontan nicht mal ein Laden ein, wo überhaupt live gespielt wird. Und dann auch noch richtig schöner, klassischer Jazz: Handgemachte Musik, die sich mit Rauch und Wein zu einem homogenen Gemisch verbindet und sich heilend auf das Altstadt-​geschundene Herz legt. Es ist so anders, hier zu sein. Irgendwie alles kleiner, familiärer und es fühlt sich nicht so ganz nach Großstadt an. Natürlich reißt man da als Anfang– 20er den Altersdurchschnitt ganz schön runter, aber die Musik ist es wert. Sowas gab es früher höchstens mal im Dr. Jazz, aber doch irgendwie anders.

Grund, warum ich diesen Laden betreten habe war eine Wette, die ich verloren hatte. Der Einsatz war, meinen fünf Freunden in diesem Club das auszugeben, was sie trinken möchten. Wir haben zu dem Zeitpunkt noch gedacht, der Club sei tatsächlich ein Gogodance Club. Deshalb hatte ich wirklich keine Lust auf diesen Laden. Aber Wette ist Wette und so gingen wir ziemlich spät noch ins Café a Gogo. Ich war wirklich positiv überrascht, was sich mir da für eine Welt auftat.
Und zwar war ein ganz süßes Konzert in Gange, von einer Band, in der mein Papa sich sehr gut als Saxophonist machen würde. So eine Art Über 40 Kellerband, die gute, persönliche Musik macht, ein bisschen Jazzangehaucht.
Die Getränke waren nicht so teuer und meine Freunde nicht so anspruchsvoll, wofür mein Geldbeutel sehr dankbar war.
Und tatsächlich sind wir an dem Abend noch viel länger geblieben, als die Wette es von mir verlangte.
Wir saßen und standen lange an der Bar und irgendwann gegannen einige zu tanzen. Das Publikum ist über 40, das kann man schon so sagen. Außerdem ist der Laden ein Raucherclub, was dem ganzen viel Charme gibt, aber auch die Klammotten für den nächsten Tag untragbar macht.

Düsseldorf ist ja notorisch arm an guten Jazzmusik-​Clubs. Genau, so abgeranzten, dämmerig-​rauchigen Minisäälen, in denen Mensch quasi beim Bassisten aufm Schoß hockt, die Akustik die Intimität des eigenen Wohnzimmers vorgaukelt, der Rotwein schön süffig ist und bezahlbar und immer wieder Perlen des Gegenwartsjazzes auftreten, die locker auch größere Räume voll machen könnten, aber eben nicht wollen, weil sie für genau so was mit dem Musik machen angefangen haben.
Aber im Café a Gogo isses ganz genau so ;) Hier geht né Menge Stammpublikum um die 40 — 60 her, und die Stimmung der Bedienung ist tagesabhängig. Die Einrichtung ist in den 80ern stehen geblieben, und die Getränke sind guter Durchschnitt. Das macht aber alles nix, weil Mensch mit jedem Atemzug der nikotingeschwängerten Luft spürt, dass es hier um Musik geht, um echte, menschengemachte Livemusik — und oft eben um guten Jazz. Es lohnt sich, das Auge aufs Programm zu halten und den Weg in diese abgelegene Location mitten im feierfremden Pempelfort zu wagen, denn das Ergebnis ist oft ein Konzerterlebnis, wie ichs sonst nur aus anderen Städten kenne.