Johanniter-Apotheke

Im Reifen-​Laden oder: Kommentar zu Kraskas Apothekenstory
Sie möchten sich diesen Winterreifen kaufen? Haben Sie schon Erfahrung mit ähnlichen Reifen, eventuell M&S-Reifen? Die Benutzung dieses Typs von Bereifung setzt gewisse Kenntnisse voraus, die ich Ihnen eben kurz erläutern darf… Sollten Sie durch Fremdeinflüsse wie Starkregen oder Schnee bemerken, daß sich Veränderungen in der Fahrweise andeuten, so darf ich Ihnen noch folgende Hinweise mit auf den Weg geben… Dieser Reifen kann sich durch falsche Einlagerung in den Sommermonaten verändern und erfüllt dann im Winter seine gewünschte Gebrauchsfähigkeit nur eingeschränkt oder unzureichend. Wenn ich Ihnen hinsichtlich der Einlagerung diese Empfehlungen geben darf… Wenn sie jetzt noch Fragen haben, steht Ihnen unser Chef jederzeit zur Verfügung, sie können natürlich sich auch über das Telefon oder über das Internet, dem unser Geschäft angeschlossen ist jederzeit Rat holen… Noch Fragen?
Wenn jetzt Erinnerungen an einen Apotheken-​Besuch wach werden sollten, so ist das gewollt! Schon mal einen Reifen bei einer winzigen, sexy aussehenden Verkaufstussi erstanden und soooo beraten worden???
Gerechtigkeitshalber sei gesagt, daß in Reifen-​Geschäften — wenn frau Glück hat, um die Lenden gutgebaute 190 cm Typen bedienen.
PS Empfehlenswert ist auf jeden Fall, was unser geschätzter Magister Kraska über die Apotheke gesagt bzw. geschrieben hat. Bitte dazu Johanniter-​Apotheke anklicken und stöbern!!!

Ich kenne aus vielen Städten und durch vielerlei Besuche schon eine Vielzahl an Apotheken und einige waren gut, andere konnte man eher in die Pfeiffe rauchen — wasin der Regel an entweder unqualifizierten oder zumindest teilnahmslosem Personal lag. Hier wurde ich in der Johanniter-​Apotheke positiv überrascht, besonders durch die neue Filialleitung. Beratung steht weit oben und auch wenn manch ein Alternativmedikament teurer ist, als das, was man sich vielleicht vorgestellt hat, sind andere dafür billiger. Wichtig ist immer, das versucht wird auf die Umstände einzugehen. Da ich seit einigen Jahren eine ziemlich ausgeprägte Medikamentenunverträglichkeit habe, die teilweise bei bisher nie genutzten Sachen eben erst kurzfristig zu Tage kommt, ist mir eine Beratung auch besonders wichtig. Hinzu kommt, dass ich meist erst zur Apotheke gehe, ehe mich mein Weg zum Arzt führt (in der Regel dann auf dringendem Anraten der Apothekerin oder des Apothekers), weshalb es noch einmal um so wichtiger ist.
Bisher war das Personal zu jeder Tageszeit stets freundlich zu mir, auch in großen Stresszeiten. Sie hatten ein Ohr und haben sich Zeit genommen, wenn ich ausdrücklich eine Beratung wünschte aber auch eine Beratung von sich aus jederzeit angeboten, was ich persönlich sehr gut finde. Mehfach bin ich auch noch kurz vor Ladenschluss aufgeschlagen, wenn die Leute da schon 10 Stunden standen und irgendwann auch nur noch nach Hause wollten (man muss dazu sagen, dass die Anwesenheitspflicht eines Apothekers vor Ort bei dieser Apotheke dazu führt, dass der Apotheker in der Regel auch wirklich von kurz vor Ladenöffnung bis kurz nach Schluss da arbeitet und somit in Notdienstwochen auch leicht mal auf 62 Stunden Dienst kommt). Einmal ist mir passiert, dass ich vor verschlossener Tür stand, aber da war ich auch eindeutig zu spät.
Schade ist, dass sowohl die Mercator (Schwesterapotheke) als auch die Johanniter mittwochs nicht mehr Nachmittags auf haben (bis Sommer galt dies noch für die Johanniter), aber da ich weiß, welchen Umständen dies geschuldet ist, habe ich hier durchaus Verständnis für, hoffe nur, das sich dies langfristig auch wieder ändert — vielleicht auch wechselseitig, also alle 2 Wochen die eine oder andere.
Ach ja, positiv möchte ich noch mal explizit die aktuelle Filialleiterin hervorheben. Sie mag zwar bei dem ein oder anderen Patienten manchmal ein wenig altklug wirken, der mit ihrem Beratungswillen nicht zurecht kommt, aber sie hat wirklich was auf dem Kasten, ist stets freundlich und bemüht sich sehr um ihre Kundschaft!

BEITRAG OHNE POINTE (ZU LANGSAM)
Gebt mir so eine gelbe Armbinde mit drei schwarzen Punkten: Meine Behinderung lässt sich sonst nicht leicht erkennen. Ich leide nämlich im Sprachalltag unter wortwitzretardierter Schlagunfertigkeit. Unabhängig von Sommer– oder Winterzeit komme ich auf den Knaller unter den schlagfertigen Antworten immer erst mit ca. zweistündiger Verzögerung wenn die Gelegenheit, mich als geistreicher Gesprächspartner zu profilieren, definitiv verstrichen ist. Zum Mäusemelken ist das!
Am Vormittag ist es am schlimmsten. Noch trüb dösig nach einer etwas anstrengenden Nacht betrete ich die Apotheke, um ein Schächtelchen Paracetamol-​Tabletten gegen den Kopfschmerz zu erstehen. Ich bekomme die aber vorerst nicht ausgehändigt die hübsche, winz-​zierliche, blutjunge Apothekenhelferin baut ihre 150 Zentimeter erstmal kerzengerade vor ihrem Migrationshintergrund auf, mustert mich kühl von den Höhen ihrer Ausbildung herab und versucht dabei, streng zu mir aufzusehen: Ist das für Sie? Mit dem Umgang mit diesem Medikament sind Sie aber schon vertraut? fragt sie skeptisch-​besorgt. Da steh ich Graubart, in voller Kleiderschrankgröße, ein unter dem Gewicht der Lebenserfahrung ächzender Schwerlasttransporter gesammelten Weltwissens, und blinzele irritiert über meine Lesebrille: Was meint resp. glaubt Mademoiselle de la Pharmacie? Daß ich sonst immer Zäpfchen lutsche? Daß ich mir mit einer halben Handvoll aufgekochter Kopfschmerzpillen den Goldenen Schuß setzen könnte? Oder daß ich das vergleichsweise harmlose Pharma-​Gelump meinen Enkelchen in den Brei mische, um deren zarte Magenwände zu sprengen?
Ich weiß ja, Apothekenpersonal ist gehalten, verantwortungsvoll beratend an der Aufklärung der Patientendeppen mitzuwirken, aber ich persönlich schätze zweierlei Dinge nicht so: erstens, wenn man das ungefragt tut und zweitens grundsätzlich immer nur bei Belanglosigkeiten. Als ich mir einst jahrelang, auf ärztliches Anraten, das Hirn mit sauteuren Morphinpräparaten zerschoß, bis ich ein Leben auf Zimmerpflanzenniveau führte, hat mich nie jemand gefragt, ob ich auch den Umgang mit Opiaten beherrschte. (Fairerweise: Da handelte es sich um ein anderes Pharma-​Lokal…)
Das Maß der Fürsorge, mit der man in der Johanniter-​Apotheke um das Wohl der Patienten besorgt ist, scheint mir überdies ein bisschen tageszeitabhängig: Ich vergesse leider nie, wie man mir hier, als ich um 18.28 Uhr heranhetzte, um eilends noch ein wichtiges Rezept einzulösen, gelassen die Tür unmittelbar vor der langen Nase zusperrte, da das Eintreten des Feierabends (18.30 Uhr) sich mit dem Eintreten eines Patienten offenbar nicht mehr vereinbaren ließ. Ungerührt besah sich das noch vollständig versammelte Personal mein dringliches Rezeptgefuchtel durch die Glasscheibe der Eingangstür, als sei ich ein nur mäßig attraktiver kleiner Fisch im Kundenozean.
Davon abgesehen gehört dieser Laden zu den schönsten Apotheken Duisburgs ein altes, sorgsam aufgehübschtes Gründerzeithaus, drinnen ausgestattet mit wirklich wunderschönem, liebevoll restaurierten Apotheken-​Interieur aus dem späten 19. Jahrhundert, hohen Stuck-​Decken, bunter Bleiverglasung, prachtvoll gedrechselter Holzregalen und porzellanenen, frakturbeschrifteten Drogenbehältnissen. Indes, ich gehöre nicht zu den Schöngeistern, die eine Apotheke nur deshalb aufsuchen, um die Einrichtung zu bewundern.
Wie wir schon als Kinder wussten: Gegen Doofheit helfen keine Pillen, bzw. gegen geistige Langsamkeit hat auch die bestsortierte Apotheke nichts anzubieten. Mehr als ein matt sarkastisches Doch, ich denke schon… fiel mir als Antwort auf die Prüfungsfrage der jungen Dame daher nicht ein. Jetzt ärgere ich mich schon den ganzen Tag darüber und grübele immer noch, was für eine charmant scharfzüngige, esprit-​geladene kleine Patzigkeit mir hätte einfallen sollen…