Fernwärmetunnel

Die Führung war sehr leerreich und ich hätte echt Lust, noch mehr Führungen bei der RheinEnergie zu machen, um noch viel mehr über Stromerzeugung und Energieverwertung zu erfahren.
Ich habe mindestens die Hälfte schon wieder vergessen, aber kurz festzuhalten ist:
— Rheinenergie und die Stadt KÖLN (!) haben es geschafft, innerhalb von nicht einmal 2 Jahren einen 146 Meter langen Tunnel unter dem Rhein hindurch zu bauen, ohne das etwas eingestürzt ist (die 80-​er müssen großartige Zeiten gewesen sein).
— Und nicht nur das: Es wurden gleichzeitig auch neue Methoden eingesetzt, um die Tunnelwände einzusetzen und zu stabilisieren, die spätere Tunnelbauten maßgeblich beeinflussten.
— Ferwärme ist zwar nicht günstig, aber eine sehr gute Form, die Umwelt etwas zu entlasten, indem bereits vorhandene Energie (im wahrsten Sinne des Wortes) nicht zum Schornstein herausgeblasen wird.
— Der Stadt Köln gehört 80% der Rheinenergie — werdet also alle Kunde, damit z.B. die KVB-​Preise nicht noch weiter steigen.
— Es ist toll, unter dem Rhein durchzulaufen, besonders, wenn auch gerade noch ein Schiff fährt.
— Dieser Tunnel ist der einzig begehbare am ganzen RHEIN. Also auf geht’s wenn man unter dem Rhein sein möchte.
— Es gibt nur noch einen Rheinenergie-​Führer. Daher sollte man rechtzeitig Termine vereinbaren.
— Würde ich jedem empfehlen, der an so etwas interessiert ist.

Nachdem ich letzten Samstag in Hamburg zu Fuß unterhalb der Elbe durchgegangen bin (Alter Elbtunnel), möchte ich doch darauf hinweisen, dass dies auch in Köln unter dem Rhein möglich ist :-)
Ein absoluter Geheimtip, auch für viele Kölner, die denken, sie kennen schon alles, ist der Fernwärmetunnel der Rheinenergie. Hier geht man UNTER dem Rhein zu Fuß durch einen Röhrentunnel und bekommt dabei von fachkundiger Seite die Geschichte des Tunnelbaus und der Fernwärmeversorgung Kölns erklärt. Auch für Laien eine durchaus interessante Geschichte. Der Einstieg befindet sich unterhalb der Hohenzollenbrücke am Rheinufer Deutz. Raus kommt man am Musical Dome.
Also los — wer bisher nur mit Bus, Bahn, Auto, Seilbahn oder zu Fuß über den Rhein gekommen ist, sollte es mal unten durch versuchen.
Die Führungen müssen angemeldet werden und sind eigentlich nur für Gruppen vorgesehen. Aber als Einzelperson (wie in meinem Fall) kann man sich dort ohne Probleme noch mit einklinken. Hier die Kontaktadresse:

Dieses Jahr war der Fernwärmetunnel nicht nur im Rahmen von Sonderführungen wie der Expedition Colonia (hier war dieses Event super schnell ausgebucht), sondern auch im Rahmen der langen Nacht der Museen besuchbar.
Viele geeignet, aber nicht für alle
Der Tunnel gehört echt zu den Geheimtipps in Köln. Zurecht. Denn er konnte nicht jeden begeistern. In unserer Gruppe waren vor allem die technikbegeisterten Männer am Tunnel und der dahinterstehenden Ingenieursleistung interessiert. Sie fanden es spannend fanden, dass man die über einen hinwegfahrenden Schiffe hören kann.
Für die meisten Frauen in unserer Gruppe war es einfach gesagt die Abfolge von Eingang, Treppenhaus, Röhre, Treppenhaus, Ausgang wie bei jedem Tunnel. Sie waren nur froh, dass die Isolierung der Fernwärmeleitungen nicht so gut war. Denn so war es angenehm warm und wir konnten uns etwas aufwärmen, nachdem wir über 30 Minuten für den Zugang zum Tunnel in der Kälte anstehen mussten.
Diese Zielgruppeneignung muss jetzt nicht generell für Mann und Frau gelten, aber es zeigt, dass der Tunnel nicht wie der Kölner Dom nicht zu den Must-​have-​Orten gehört. Es ist eben am Ende nur ein technikzentrierter Zweckbau.
Der Tunnel ist alles andere als barrierefrei. Ohne gesunde Füße geht da nichts. Aber auch für Leute mit Platzanst ist der Ort ungeignet. Die Röhre hat einen Innendurchmesser von 3,30m. Im Verhältnis zur Länge kann das ganz schön eng wirken. Das über 25m in die tiefe führende Treppenhaus erlaubt durch die Bodengitter einen Durchblick nach unten. Was für Leute mit Höhenangst ein Alptraum ist, ist auf der anderen Seite ein Augenschmaus für Freunde von Industriearchitektur.
Kunst am Bau
In diesem Zusammenhang war es amüsant, wie sich die Rheinenergie bei der langen Nacht der Museen ins Zeug legte. Neben der ganzen Hochkultur und kreativen Alternativkunst wollte man keinen profanen, grauen Betonschlauch präsentieren. Wie man unten sieht, wurden daher 2 kleine Abschnitte bunt illuminiert und auch im Treppenhaus kamen farbige Lichter zum Einsatz. Ich finde, dass man nicht mehr erwarten kann, wenn man den Ingenieuren eines Energieversorgers sagt, dass sie mal ein wenig kreativ sein sollen. Ich fand das liebenswert nerdig. Dazu hängt ja mein Leben davon ab, dass die brühend heiße Fernwärme und die Milliarden Liter an Rheinwasser dort bleiben, wo sie hingehören. An so einem Ort vertraue ich doch lieber auf künstlerisch ungabte Ingenieure statt auf hochkreative Künstler, die in Sachen Statik und Brandschutz eher auf Artikel 3 des Kölschen Grundgesetzes setzen Et hät noch emmer joot jejange. (Es ist bisher noch immer gut gegangen.).
Photo link:
Plan B
Der Fernwärmetunnel könnte für jeden von uns irgendwann sehr
wichtig werden. Die vielfache Behandlung in zeitgenössischen
Leinwandproduktionen zeigt ja, dass es keine Frage ist, OB eine
Zombieapokalypse auf uns zukommt, sondern einfach nur WANN und WO.
Wahrscheinlich
für das Wann ist der 20.12.2012, da dort der bekannte
Maya-​Kalender/​Zeitenzyklus endet. Selbst falls da nichts passiert (ist),
geht die Forschung am menschlichen Genom munter weiter. Sie wird also
kommen.
Zum Ort des Ausbruchsherds habe ich eine sponante Umfrage
unter einer nichtrepräsentativen Anzahl von Kölnern Kollegen
durchgeführt. Das Meinungsbild hat ergeben, dass 96% der Teilnehmer
davon überzeugt sind, es hier auch zur Epidemie kommen wird: In unserer
NRW-​Landeshauptstadt Düsseldorf. Die restlichen 4% waren übrigens der
Meinung, dass dort schon heute einige Zombies herumlaufen und horten
daher schon aktiv Nahrung und Explosivgeschosse.
Sollte also
irgendwann in naher Zukunft im rechtsrheinischen Düsseldorf die
Zombieapokalype ausbrechen, wird die provisorische Regierung natürlich
zur Eindämmung alle Rheinbrücken sprengen und Fähren versenken lassen.
Und da ist es dann super, wenn man genau weiß, wo man sich noch durch
einen Fernwärmetunnel von der Schäl Sick auf die richtige Rheinseite
retten kann.

Dass man in New York unter dem Hudson River durch kann, das weiß man. Dass Hamburg einen Elbtunnel hat, hört man fast täglich im Radio. Aber dass man den Rhein untergehen kann, das war mir neu.
Wer in Köln die Rheinseite wechseln will geht häufig über die acht Brücken oder nutz die Fähren. Aber anders geht es auch. 1984 wurde neben der Röhre für die Nord-​Süd Bahn noch ein weiteres Rohr in den Boden gebohrt. Hier läuft heißes Wasser durch isolierte Leitung vom Kraftwerk in die Kölner Haushalte. So schnell und gut, dass es von den 120 °C auf dem Weg nur fünf Grad einbüßt. Eng ist es hier und warm. Steigt man hinab, wird der Tunnel nur länger satt kürzer obwohl er mit 461 Metern absehbar scheint wirkt er sehr viel größer. Erst ein Schild «Halbzeit» kündigt an, dass man es fast geschafft hat. Drei Meter ist die Röhre hoch, fünf im Durchmesser dick, also nichts für Menschen mit Platzangst…