Nach vier alkohol– und fettfreien Tagen mit weitgehend körnerbasierter Ernährung sind wir gestern ins Aris gegangen. Das Lokal hatten wir zufällig entdeckt, als wir einen Stau auf der Hauptstraße durch ein paar winzige Wohnsträßchen umfuhren. Man betritt das Lokal und befindet sich sofort im(Nichtraucher-) Gastraum mit ca. 15 Sitzplätzen.(Der Raucherbereich befindet sich klar abgetrennt im hinteren Teil. Der dort angeblich vor sich hin qualmende Reval-Raucher störte jedenfalls überhaupt nicht.) Das Lokal ist ansprechend und bequem möbliert und erinnert von der Atmosphäre her ein wenig an eine Studentenkneipe aus den späten Siebzigern(Alte Reklametafeln, eine riesige alte Werbeuhr, knarrender Holzdielenboden, keine Tischdecken, irgendwie nett). Wir nahmen an einem der freien Tische Platz und bestellten erst einmal zwei kleine Beck’s. Erste Überraschung: Die dauerten tatsächlich sieben Minuten und waren perfekt gezapft. In einem italienischen Restaurant nicht unbedingt vorauszusetzen. Zwischendurch servierte uns der Kellner, der gleichzeitig auch der Inhaber ist, einen Teller mit vier großzügig dimensionierten Stücken Bruschetta. Sehr gut gemacht. Dann ging es ans Bestellen. Ich nahm vorweg eine Straciatella(Eierfadensüppchen auf gut Deutsch und Madame nix). Als Zwischengang bestellten wir von der Seite mit den hausgemachten(!) Nudeln Tortelloni mit Kalbfleischfüllung(1 Portion für 2) und danach eine Pizza für Madame und gebratenen Thunfisch mit Bratkartoffeln und Bohnen für mich. Da wir zum Essen Wein trinken wollten, aber die Karte nicht sonderlich viel hergab, fragten wir einfach mal nach einem guten offenen trockenen Roten. Plopp, wurde ein Sizilianer entkorkt und uns zum Probieren hingestellt. Angenehmer Wein und das auch zu einem angenehmen Preis(2,90 für 0,2). Die alsbald aufgetragene Suppe war auch gut, so gut jedenfalls, dass meine Freundin sich unbedingt daran beteiligen musste. Die anschließend servierten Tortelloni(4 Stück pro Nase und das reichte wirklich allemal) waren exzellent, auf den Punkt gegart und mit einer leckeren hausgemachten Sauce angerichtet. Dazu gab es einen Korb mit vier frisch aufgebackenen kleinen Brötchen, die auch sehr gut schmeckten. Dann kamen die Hauptspeisen. Meine Freundin war von ihrer Pizza restlos begeistert, was längst nicht immer der Fall ist, und auch mein Thunfisch war ordentlich. OK keine Frischware, sondern TK, aber gut gebraten und schmackhaft. Die Bratkartoffeln waren nicht zu fettig und die mit Käse überbackenen Bohnen lecker. Man muss allerdings der Fairness halber dazu sagen, dass der Thunfisch mit gerade einmal 8,90 zu Buche schlug. Mit anderen Worten: Ich wusste schon bei der Bestellung, dass es kein direkt eingeflogener Leinenfang von den Seychellen sein konnte… So futterten wir denn weiter und waren danach so satt, dass nicht einmal mehr ein Espresso hineingepasst hätte, geschweige denn ein Dessert. Den uns aufs Haus angebotenen Absacker nahmen wir dann aber doch dankend an, wobei zu bemerken ist, dass man uns hier quasi freie Wahl ließ: «Sambucca, Averna, Grappa oder wollt ihr irgend was anderes???» Fazit: Das Aris ist ein charmanter kleiner Laden mit angenehmer Atmosphäre und wirklich leckerem Essen. Die Bedienung ist nett, locker und umsichtig und das Preis-Leistungs-Verhältnis ist bemerkenswert gut. Der Abend hat uns nämlich gerade einmal schlappe 39 Euro gekostet. So kosten 0,3l Beck’s hier 2 Euro. Im Vergleich zu 3,50 Euro im kürzlich von mir bewerteten L’Oliva im Bremer Hilton. Zwar kann ich noch keine Aussagen zu Pasta und Fleischgerichten treffen, aber nach jetzigem Wissensstand würde ich das Aris in der Kategorie«Netter Italiener um die Ecke» uneingeschränkt empfehlen.