Theater Bonn

Vorab: Auf meiner ausgedruckten Eintrittskarte stand als Adresse die rheingasse 1. Alles falsch, denn AM AAANDEREN ENDE der Strasse ist das Theater. Das nette Andekdötchen hierzu: Wir haben gleich mehrere Menschen kennengelern, die diese Feinheit als «Nichtbonner» erst explorieren mussten. So trafen wir als «Wandergruppe» nach einigem Suchen und Fragen im Theater ein — was sehr lustig war.
Es lag wohl definitiv am Theaterstück: Juli Zeh/​Spieltrieb. Ich war von der Inzenierung so angetan, das ich mir direkt das Buch geholt habe. Unglaublich spannend und authentisch — kein «Erziehungstheater» sondern vor allem pure Unterhaltung. Das Theater selbst ist ein Typisches «Experementiertheater». Kein Vorhang, kein Schischi und im (nicht sehr großen) Theaterfoyer gibts Kölsch in Flaschen. Eine relativ große schwarzgstrichene Fläche bildet den Bühnenraum. Dies ermöglich eine hohe flexibilität, was die Spielmöglichkeiten angeht. Ich habe mir sagn lassen, das gerade dies den Reiz dieses Theaters ausmacht. Die fokussierung auf die Schauspieler funktioniert in der Tat grandios — sodas auch Spannung und Unterhaltung hier nicht zu kurz kommen. Das Publikum wahr ebenfalls Typisch für diese Art von Theater eine buntgemischte «Stilgruppe» in allen Alterklassen, aber alles in allem sehr leger. Speziell in Bonn werde ich jetzt wohl öfters aufschlagen, weil das «Drumherum» auch sehr nett war (Rheinnnähe).

Von Zeit zu Zeit besuche ich das Theater Bonn um die eine oder andere Oper zu genießen. Ein Schauspiel habe ich hier noch nie gesehen.
Die Akustik und die Sichtverhältnisse sind gut. Die Sitze allerdings müssten dringend aufgepolstert werden. Der Sinnesgenuss von Puccinis Turandot mit Startenor José Cura wird nachhaltig getrübt, wenn die Gesäßmuskulatur während des Singspiels einschläft. Diese sehr unbequemen Sitze bringen mich dazu, das Schauspielhaus zukünftig zu meiden. Eigentlich ist das sehr bedauerlich, da die Inszenierungen hier meistens nicht so abgehoben sind, wie anderenorts.

Die Bewertung bezieht sich auf die Oper Bonn. Für eine musikalisch und literarisch so kultivierte Stadt ist die Oper nicht nur äußerlich, sondern auch vom zurückgebliebenen 60er Jahre-​Ambiente eine echte Enttäuschung. Für meinen Geschmack sind die Inszenierungen klassischer Stücke oft zu modern, gelegentlich auch so bizarr, dass man sich Mühe geben muss, ein Verhältnis zum Stück zu finden.
Sicherlich gelingt hier und da ein richtiges Highlight (La Bohème, Turandot o. Lakmé), aber teilweise wird es anstrengend, wenn bei klassischen Handlungen auf der Bühne mit Gummistiefeln oder Strapsen herumgelaufen wird oder man sich bei dem kargen Bühnenbild viel eigene Fantasie mitbringen muss, um ein Gefühl für die Welt zu bekommen, über die das Stück erzählt.
Es ist allseits bekannt, dass die Oper Verluste macht. Sicherlich ist es leichter gesagt als getan, aber m. E. gehört hier ein echtes Marketing-​Konzept her, das nicht nur verhindert, dass das verbliebene Publikum die Flucht in andere Städte ergreift, sondern auch junges Publikum regelmäßig an sich bindet und die Oper insgesamt attraktiver macht.

Zunächst zum Ambiente. Außen macht der Beton-​Bau aus den 60er nicht mehr viel her, ich würde ihn sogar als hässlich und nicht mehr zeitgemäß einstufen. Keine Bereicherung für die Rhein-​Skyline.
Innen ist der Muff der 60er. Alles braun in braun mit Messing. Gruselig. Eine schöné Opernstimmung kann hier nur aufkommen, wenn die Inszenierungen überirdisch sind. Dies ist meist nicht der Fall.
Un Ballo in Mascera war so schrecklich, dass ich gerne vor Ende gegangen wäre. Fidelio war nicht übel.
Mit Gnade gibt es drei Sterne.

Wir haben das Theater in der Werstatt besucht.
Schônes kleines Theater. Kleine Bühne und gute Sitzplätze mit gutem Blick auf die Bühne.
Wir haben «Nathan der Weise» gesehen. Hat uns gut gefallen.
Werden sicherlich wieder hin.

Das Dreisparten-​Theater mit Schauspiel, Oper und Tanz kann sich trotz der Nähe anderer größerer Bühnen mit einem respektablen Programm gut behaupten. Wobei die Sparte Tanz nunmehr von keinem eigenen Ensemble getragen wird, sondern nur mehr Gastspiele anderer Tanzformationen stattfinden.
Im sogenannten Opernhaus, fast am Ufer des Rheins gelegen, werden Oper, Tanz und gelegentlich auch Konzerte gegeben. Der Nachkriegsbau ist an einigen Stellen schon in die Jahre gekommen. Das Foyer im ersten Stock besteht sowohl aus einem Raum aus den sechziger Jahren und einem schön gemachten Buffetraum. Weiters befindet sich noch ein «Verköstigungsservice» — hier wird gerade nach einem Pächter gesucht. Der Theaterraum selbst ist etwas kühl, aber auf allen Plätzen ist gute Sicht auf das Bühnengeschehen gegeben. Die Preise sind im mittleren Segment. Die Karte berechtigt auch zur Benutzung der öffentlichen Verkehrsmittel, etwa auch nach Köln.
Beim Opernprogramm findet sich in jeder Spielzeit auch die eine oder andere Rarität, die einen Besuch des Hauses allemal rechtfertigt.

Da Bonn nunmal nicht allzu weit von Köln und Düsseldorf ist, muss sich die Oper (damit insbesondere die Theateraufführungen) schon mit den Häusern in den anderen Städten messen lassen.
Und was die Qualität der Inszenierungen angeht, kann die Bonner Oper da nicht mithalten. Alles etwas provinzieller. Denke die Mischung «alles unter einem Dach» tut dem Ganzen nicht gut. Man sollte sich auf eine Sparte konzentrieren.

Meine ersten Schritte in der Opern-​Welt durfte ich mit ‘Fidelio’ in der Oper Bonn machen.
Mein bleibender Eindruck ist, dass wir total ‘overdressed’ waren und ziemlich blöd angeschaut wurden mit schwarzem, bodenlangem Abendkleid und Anzug. Im Nachhinein sind wir uns sicher, dass das Outfit genau richtig war für den Großmeister Beethoven.
Die Oper ist ein modernes Bauwerk aus den 60er Jahren und macht optisch nur was her, weil es abends in verschiedenen Farben angestrahlt wird. Im Saal kommt man voll auf seine Kosten und kann das Stück bei bester Akkustik und bestem Blick genießen.
Ich würde gerne nochmal ein Stück sehen in der Bonner Oper, dann vielleicht in Jeans und Bluse ;-)

Die Bonner Oper hat den vorzüglichen Generalintendanten, Herrn Weise .Seit gestern gibt es Elektra von Strauß. Eine gelungene Première war das .Eine Spezialität für Opernliebhaber

Folgende Bewertung bezieht sich auf die Oper, aber gleichermaßen auch auf das Theaterhaus Bonn, sowie den Ableger in Bad Godesberg:
Die Bonner Bühnen sind beeindruckend; und für Student (Inn)en darüber hinaus auch noch äußerst günstig! Sehr zu empfehlen!