LWL-Industriemuseum Zeche Hannover

Das Gelände der ehemaligen Zeche Hannover in Bochum dient heute als Museumskulisse, in der man nicht nur die originale Dampffördermaschine aus dem 19. Jahrhundert besichtigen kann. Die Industriekulisse bietet wechselnde Ausstellungen und Veranstaltungen, die Besucher von Ende März bis Oktober anlocken.
Neben dem Eintritt in das Museum sind auch die sonntäglichen Führungen kostenfrei. Kinder ab sechs Jahren können am Wochenende die Zeche Knirps mit ihren Attraktionen entdecken.

Ein zinnengekrönter Malakowturm mit Maschinenhaus von 1857, eine dampfgetriebener Fördermaschine von 1893, ein Grubenlüftergebäude von 1929 — sonst erinnert nichts mehr an die 1973 stillgelegte Zeche Hannover. Die Dampffördermaschine ist das älteste Exemplar, das im Ruhrgebiet an einem Originalstandort erhalten blieb (LWL-​Industriemuseum).
Diese Überreste konnten als Industriedenkmäler erhalten bleiben und wurden 1981 in das Westfälische Industriemuseum integriert.
In der zweiten Hälfte des 19. Jh. zählte die Zeche zu den frühen Großzechen der Emscher-​Region. 1877 erfand der Betriebsleiter der Zeche, Friedrich Koepe, ein neues Fördersystem, das im Vergleich zur herkömmlichen Seiltrommel den hohen Belastungen bei der Förderung aus großen Tiefen besser gewachsen war. Der Schacht der Zeche Hannover war 750 Meter tief.
Die «Koepe-​Treibscheibe» ermöglichte den Einsatz von kleineren, besser zu steuernden Fördermaschinen mit erheblich geringerem Energieverbrauch. Bis zur Jahrhundertwende entwickelte sich das System Koepe weltweit zum Standard der Tiefbauzechen. Auch die weltweit erste Turmfördermaschine mit Koepe-​Treibscheibe wurde auf der Zeche Hannover 1888 realisiert.
Ich habe die Zeche im November 1985 zum ersten Mal mit meinen Schülern besuchen können. Die Schwarzweißaufnahmen zeigen den damaligen Erhaltungszustand.
Am 17. Juni 2011 habe ich die Anlage erneut besucht. Das fertig restaurierte und dokumentierte Industriedenkmal Zeche Hannover ist jetzt ein großartiges Zeugnis der Geschichte des Ruhr-​Bergbaus. Die Anlage zeigt exemplarisch die Entwicklung einer frühen Tiefbauzeche des mittleren Ruhrgebiets, denn als Zeche des Krupp-​Konzerns (ab 1872) erwies sie sich lange Jahre als Vorreiter technologischer Neuerungen im Bergbau.
Das Westfälische Landesmuseum für Industriekultur hat hier vorbildliche Arbeit geleistet. Sonderausstellungen, Veranstaltungen, der Rundweg «Wege der Migration» und das alle zwei Jahre stattfindende «Dampf-​Festival Ruhrgebiet» locken die Besucher, die nicht nur aus dem gesamten Bundesgebiet anreisen.
Das Kinderbergwerk «Zeche Knirps», ein begehbares Zechenmodell in Form eines Abenteuerspielplatzes mit hölzernem Malakowturm, pedalgetriebener Fördermaschine, Streb, Stollen und Lorenbahn, ist die Attraktion für junge Besucher, die hier spielerisch und realistisch den Betriebsablauf in einem Bergwerk erleben.
Das Leben in der Bergarbeitersiedlung, die Migration und Integration von Zuwanderern sowie die Kultur des Ruhrgebiets wird in den zum Museum gehörenden drei Arbeiterhäusern mit zeittypisch gestalteten Gärten gezeigt.

In einem der wenigen noch erhaltenen Malakowtürme ist das Museum der Zeche Hannover untergebracht. Der Eintritt war frei, drinnen gibt es eine Ausstellung von Laienkunst aus dem Ruhrgebiet, die von naiver Kunst bis zu modernerem Design reicht.
Außerdem wird natürlich die Funktionsweise des Förderturmes erklärt, für Kinder gibt es auf dem Gelände eine «Zeche Knirps» — ein Miniaturbergwerk mit kleiner Grubenbahn, richtig ausgebaut, in der sie die Betriebsabläufe in einem Bergwerk kennenlernen können.
Für den Besuch braucht man keinen ganzen Tag einzuplanen, wir waren in etwa 1,5 Stunden durch und haben uns dort noch einen Kaffee gegönnt. Hat sich gelohnt!

Wo früher schwarze Zechen standen, tonnenschwere Erzzüge über hohe Dämme und stählerne Brücken donnerten und der Horizont im ständigen Dunst verschwand, wo ein Rasseln, Klappern, Kreischen und Dröhnen die schweissgeschwängerte, beissend riechende Luft den Atem der Menschen nicht störte, wo sich Tauben nie in ihrem Schlag irrten, wo über die verwirrenden Straßennetze noch knatternde Mopeds sich über das Pflaster holpernd, ihren schwarzen Ritter der Arbeit sicher vom Heim zur Arbeit brachten, wo Kinder auf glasigem Schotter spielten, wo hinterm Haus die Kartoffeln von der Mutter geerntet wurden, dort wo das Grau des Vergangenem wohnt, ist die Natur sich endlich wieder selbst überlassen.
Einige wenige aber lange Wege führen Dich durch ein wohlbehütetes Naturschutzgebiet. Mitten durch den Trubel der Ruhe. Wege auf denen einst die Züge donnerten.