Shogun

Ab und zu sieht man im Tiergarten, nicht weit vom S-​Bahnhof Bellevue, müde Tiger die Tatzen heben: Shogun-​Adepten.
Er würde sich nie als Meister bezeichnen, der Chef von Shogun, und scheint doch ein echter Berliner. Zumindest trägt er Vokuhila. Er hat heftige Kontakte nach China, wohin er mit seinen Schülern zu Lehrern fährt, die er Meister nennt. Und das als Berliner!
Er fährt aber auch übers Wochenende nach Chorin. Oder nach Polen. Zum Vertiefen. Zum Sinkenlassenlernen.
Bewandert in allen möglichen Varianten des Tai Chi schert ihn keine Heilslehre. Was man haben will, kann man bekommen bei Shogun. Die Yangform oder den Chenstil, Peking oder Qigong. Oder einfach Rückenschule. Alles auch zum Abrechnen bei der Krankenkasse.
Wer will, kann die Bewegungen in Worte fassen und schöné Namen lernen — von Tieren oder Elementen oder als puren chinesischen Klang. Muss aber nicht. Auch nur bewegen ist erlaubt. Denn man ist hier wenig dogmatisch und wenig esoterisch.
Anstrengend kann es dennoch sein. Aber das glaubt mir sowieso wieder keiner. Müde Tiger eben, denkt ihr. Probiert’s lieber mal aus.