Regionalmanagement Mediaspree

Eine der dümmsten Ideen in einer Stadt mit einer Verwaltung, die eh’ etwas dumm sind. Was die wahrscheinlich nicht begriffen haben ist, dass Berlin eine klassische ‘Underground City’ ist, die sich von unten entwickelt hat, und dass man weder Bock noch Geld für teuere Büros an der Spree hat. Ich habe manchmal den Eindruck, dass die Stadtverwaltung sich für Berlin schämt, es für provinziell hält und in eine Weltstadt umwandeln will. Was die anscheinend nicht gemerkt haben ist, dass Berlin schon eine ganz einzigartige Weltstadt geworden ist, eine Weltstadt der Boheme, und dass große kommerzielle Projekte wie Mediaspree dieses ‘Underground’ Gefühl zerstören. Mediaspree versenken!

Kurz nachdem die Mauer fiel, fanden es ganz viele kluge Investoren ganz toll, hier her zu kommen. «Networks» schufen sich eine Dependance und waren total hipp.
Und viele bald wieder weg.
Das war eine gute Zeit.
Doch die ändert sich ja bekanntlich.
Sie kamen wieder und bauten noch größer und noch dicker. Alles war nun Hauptstadt und «the place to be». Hot Spot-​Kacke im Hype-​Gewand.
Alles wird besenrein zum schicken Strahlegesicht herausgeputzt und die letzten Drecksecken brandgerodet, um die vorherrschende Antisepsis zu gewährleisten.
Hier darf man genüsslich «Subkultur» einatmen und sich diesen Duft gepflegt auf die Fahnen schreiben. Dann reißt man alles ab und betoniert die Uferanlagen unter den Stiften namensträchtiger Architekten und eitler Stadtplaner zu.
Alles ist möglich.
Schöné neue Welt.
Und ich geh jetzt Mal brechen.

Hier wird gemogelt, da wird verhandelt, da wird geflunkert und dann wird ja doch nur gebaut. Manchmal frage ich mich wirklich wozu diese Mediaspreemenschen noch diese schauspielerischen Masken aufsetzen und so tun als wollen sie der Bevölkerung und ihren Gegnern entgegenkommen und noch einen weiß ich wie großen Uferstreifen für jedermann begehbar bleiben lassen.
Die Message, die beim Bürgerentscheid verschickt wurde und eindeutig nach einem STOPP schrie, scheint nirgendwo angekommen oder irgendwie überhört worden sein.
Niemand will einen Uferstreifen, bei dem Meter für Meter abgezählt wurde, wie breit er sein darf. Und dort wo bereits Projekte wie Oststrand, Maria etc. laufen und sie laufen gut, sollte man auch nicht eingreifen und Betonklötzer hin bauen.
Wie der Uferstreifen nachher aussehen wird sieht man ja, wenn man von der Oberbaumbrüche an den MTV-​Studios vorbei läuft Richtung Treptower Brücke! Uferstreifen? Kenn ich nicht!
Es wird Zeit das der Politikverdrossenheit der Bürger dadurch Einhalt geboten wird, in dem ihre Entscheidungen für voll genommen und respektiert werden.
Vor ein paar Monaten sah man an der Warschauer Straße eine Reklametafel der O2-​World — auf den ersten Blick sah es jedenfalls so aus. Beim genaueren Hinschauen erkannte man den Spruch: «Willkommen in der Hartz 4 Welt», nur in O2-​World Marketing Buchstaben.
Genau da liegt das Problem, die Stadt sollte lieber in Projekte wie das Regenbogenhaus oder andere Kinder– und Jugendinitiativen investieren, als ihr JA zu großen Bürohäusern oder Lofts zu geben. Davon können sich arme Kinder im Bezirk nämlich auch kein Brot und keine Bücher kaufen!

Mal wieder eine Entscheidung des Senats und der Stadtplanung, die zeigt, dass Berlin anscheinend jedem der Geld vorlegt gehören soll, nur nicht mehr den Berlinern, bzw. den Menschen, die gern hier leben.
Das Skurile an der ganzen Geschichte ist, das Berlins Einzigartigkeit genau wegen solcher Freiflächen, wie diese direkt an der Spree, so beliebt ist und Jahr für Jahr Menschen aus der ganzen Welt anzieht.
Berlins Freiräume sind DIE Chance für die Stadt sich langsam und mit gut durchdachten Konzepten zu sanieren. Diese zu zu bauen würde in nur wenigen Jahren eine Stadt herbeirufen, wie man sie überall auf der Erde findet! Zugebaut, Wirtschaftszentren, Buisnessleute, Geld, teuer, sauber und SPIESSIG!
Warum nicht das Besondere wahren, schützen und ausbauen?
Vieles, was Berlin ausmacht wird kaputt gemacht, um Dinge zu errichten, die am Ende erstens das Geld doch nicht einspielen und zweitens den Charme der Stadt zerstören.
Warum sollen nur ein Paar die Spree genießen sollen, wenn der Fluss, doch zu Berlin und seinen Menschen gehört? Warum soll der gemeine Berliner nicht mehr ans Wasser dürfen?
Manchmal frage ich mich, was den Leuten durch den Kopf geht, die solche Plätze zu schnell abgeben, warum guckt keiner mehr nach vorne und sieht die Potenziale dieser Stadt?
AAARRRRGGG

Mediaspree versenken! Berlin braucht nicht noch eine weitere von diesen Mogelpackungen irgendwelcher dahergelaufener Superplaner, die die Bevölkerung vor Ort samt Kiezkultur für eine Art Kollateralschaden zu halten scheinen. Verbaut euer Geld gefälligst woanders oder werft es dem nächsten Obdachlosen in den Hut, wenn ihr davon soviel übrig habt.
Von wegen «Medienzentrum». Wer soll diesen Quatsch denn glauben? Welches wichtige Medienorgan möchte denn so dringend dahin ziehen, wo sich auf einmal ganz ohne autonome Wirrköpfe eine bürgerliche Protestbewegung regt und wo gerade die Medienleute selbst am liebsten Bier trinken?
«Der Kampf geht weiter», wie man in Kreuzberg zu sagen pflegt.

«Mediaspree» dürfte wohl DAS Reizwort in den Ohren eines (fast) jeden Berliners sein! Mediaspree steht seit Jahren für die Übernahme des Spreeufers durch Immobilienspekulanten und größenwahnsinnige Investoren, für Desinteresse an Bürgerentscheiden etcetc.
Ob Yaam, Oststrand, Bar 25 oder die Maria — sie alle haben eines gemeinsam: zugunste der Mediaspree-​Pläné ist ihre Zukunft gefährdet.
Die O2 World hat den Anfang gemacht — mehr oder weniger diskret bebaut man nun das hintere Ende des Spreeufer zwischen Oberbaum– und Treptowerbrücke mit Hotels in Camouflage Look und Bürogebäuden.
Mehrmals im Jahr finden Aktionen unter dem Namen «Mega Spree» statt, die sich in Aktionen wie Schlauchboot-​Demos auf der Spree gegen die Projekte der Media Spree einsetzen.
Die schier unvorstellbaren Bebauungsplänen machen einen Zugang für Otto-​Normalverbraucher zum Spreeufer eigentlich nicht mehr wirklich möglich — und werden witer verfoglt trotz des Bürgerentscheides Friedrichshain-​Kreuzberger Bevölkerung GEGEN die Maßnahmen.
Man darf gespannt sein.