Eine der Weddinger Kuriositäten ist mit Sicherheit die Bushaltestelle am U-Bahnhof Pankstraße in Richtung Pankow. Ja, Richtung Pankow ist ganz wichtig, denn hier ist die Bushaltestelle überdacht. Die Menschen unter dem Busunterstand kommen nicht zum Busfahren. Sie kommen zum lang– oder kurzfristigen Verweilen. Da gibt es die leicht übergewichtige türkische Frau, die den ganzen Vormittag für die Großfamilie auf der Badstraße einkaufen war. Leider gibt es auf dieser nur wenige Bänke um sich mit den sieben vollen Plastiktüten endlich mal ausruhen zu können. Aber genau dafür gibt es ja das Bushaltestellenhäuschen. Da gibt es das betrunkene Paar, was sich anscheinend täglich für mehrere Stunden hier auf ein Bier trifft um sich lautstark von den Erlebnissen der letzten Nacht zu erzählen und viel darüber zu lachen. Die beiden strahlen aber auch eine interessante Geruchskombination aus und so bleibt das Häuschen zu Zeiten ihres Treffens immer leer. Niemand scheint sie bei dem Rendezvous belauschen zu wollen. Da gibt es die junge arabische Mutter, die mit ihrem Kinderwagen ein schattiges Plätzchen für ihren kleinen Fratz sucht, damit sie endlich ihre wichtigen Telefongespräche führen und SMS verschicken kann. Da gibt es die wartenden Jugendlichen, die auf– und abtigern, aber nicht einsteigen, wenn der Bus vorfährt. Denn sie warten auf ihren Kumpel. Den mit dem tiefergelegten Auto und der lauten Musik. Die einfach bessere Mitfahrgelegenheit. Wem genügt schon ein langweiliger Bus? Da gibt es den Obdachlosen, der es sich im Sommer im Häuschen gemütlich macht, sich quer über die Sitzplätze legt und Schlaf nachholt. Nichts scheint ihn wecken zu können. Wirklich nichts? Doch, einmal kam nämlich zu den typischen Bushaltestellennutzern ein Hund dazu. Dieser freche Hund, war von seinem Herrchen ausgebüchst und schaffte es tatsächlich Bewegung in die gesamte Straße und auch das Biotop der Bushaltestelle zu bringen. So flitze er auf der Prinzenallee hin und her, lief um das Bushaltestellenhäuschen, versetzte die jungen Mütter in Angst und Schrecken, brachte den Obdachlosen zum Aufwachen, ließ die Jugendlichen ihr Wartevorhaben aufgeben und dem Hund nachlaufen und die türkische Frau die Polizei verständigen, damit diese zusammen mit dem Jugendlichen versuchte den Hund einzufangen. Schließlich hielt dieser sich nicht an rote Ampeln und das ist ja eine gemeine Ordnungswidrigkeit. Möchte man aus wissenschaftlichen Interesse Studien über das menschliche Verhalten in einer nahezu bankfreien Gegend durchführen, ist das Bushaltestellenhäuschen die richtige Adresse. Genauso, wenn man sich ausruhen möchte oder einfach Spaß am Alltagswahnsinn hat. Wartet man jedoch hier wirklich nur auf den Bus, besitzt man kein Anrecht auf einen Platz im Bushaltestellenhäuschen und bleibt nur langweiliger Statist.