Hebbel am Ufer / HAU 3

Das HAU 3 am Tempelhofer Ufer ist eine von drei Spielstätten des Hebbel am Ufer und liegt dem HAU 2 gleich schräg gegenüber nur vom Landwehrkanal getrennt. Hier gefällt es mir um Längen besser als im HAU 2, denn es ist weniger muffig und steigert die kulturelle Vorfreude mit einem einladenden und freundlichen Foyer in Limonengrün inklusive Piet Mondrian-​inspirierten Wandmalereien.
Eine kleine Bar offeriert dem kleinen und mittleren Hunger Wraps, belegte Brötchen, Cashew-​Kerne und verschiedene Getränke. Der Zuschauersaal ist gemütlich-​klein und umfasst geschätzte 100 Plätze. Eine Wendeltreppe führt eine Etage hinunter zum stillen Örtchen, wo leider (wie im HAU 2) nur zwei WCs der toiletten-​wütigen Damenschar zur Verfügung stehen. Kurioserweise fiel mir auch hier fast der Seifenspender von der Wand — also bitte immer mit Gefühl betätigen ;O)…
Der kleine Schrecken war jedoch gleich mit Beginn der Vorführung vergessen. Wie lobenswert, dass das Hebel am Ufer sich als Aufführungsort für die unglaubliche Performance-​Vielfalt im Rahmen des NO LIMITS-​Festivals angeboten hat. Ein wahrer Glücksgriff!
Ein wahrer Glücksfall für mich, dass ich in diesem kleinen Theater dem inklusiven Tanzstück «Borderlines» von Panaibra Gabriel Canda, einem bedeutenden Choreografen aus Mosambik, beiwohnen durfte. Das Ensemble bestand aus zwei Männern und drei Frauen aus Mosambik mit und ohne körperlicher Behinderung. Das Programmheft fasste die Magie der Tanzperformance in einem ausdrucksstarken Satz zusammen:
«In den Körpern der Tänzer sind die physischen und seelischen Wunden aufbewahrt, die durch die kriegerischen Auseinandersetzungen in ihrer Heimat entstanden sind.»
Umso mehr Gänsehaut entstand im Finale, als vier der fünf Künstler sich gegenseitig festhaltend und jeder auf einem Stein balancierend eine Kette bildeten und immer derjenige ganz links außen über die anderen hinwegkletterte und sich an ihnen entlanghangelte, um zum anderen Ende der Kette zu gelangen. Der frei werdende Stein musste natürlich auch noch von links nach rechts weitergereicht werden.
Was für ein ausdrucksstarkes Bild, um Zusammenhalt und gegenseitiges Aufeinander-​angewiesen-​sein darzustellen und welch eine physische Meisterleistung! Das vorbereitende Training und die Proben müssen kräftezehrend gewesen sein, um die Kette von einem zum anderen Ende der Bühne niemals abreißen zu lassen. Wenn man dann noch bedenkt, dass die eine mosambikanische Künstlerin keine Beine hatte — Respekt!!!