Es könnte so schön sein: Zwischen Bürgerpark, Schönholzer Heide und Schloss Schönhausen liegt die Allee. Sie verbindet Panko City mit Niederschönhausen. Beides gehobene Wohngegend und gerade für Familien angesagte Bezirke. Auch rechts und links der Grabbeallee gibt es viel schönes: der legendären Majakowskiring, wo schon Udo Lindenberg hinwollte, weil in den frühen DDR-Jahren die Regierung residierte, die Paul-Francke Siedlung des Architekten Paul Mebes 1908⁄1909 steht unter Denkmalschutz, genauso die ehemalige Australische Botschaft in Ostberlin(heute Tape TV) und einige Villen aus der Gründerzeit, die Brücke über die Panke und der Pastor-Niemöller Platz am Ende könnten die Straße zu einem Highlight machen, aber es ist das Gegenteil. Es ist die totale Trostlosigkeit und der gesamte Verkehr, der durch die Verkehrsberuhigten Gebiete rundherum nicht durch kann, zwängt sich durch diese Allee, die keine ist. In den letzten Jahrzehnten war die Grabbeallee häufiger in Bau, als ohne Baustelle. Zuletzt wurde 8 Jahre an der Brücke über die Panke gebaut. Die Straße hält damit mehrere Rekorde. Die Bürgersteige sind so klein, dass man kaum nebeneinander laufen kann und trotzdem sollen die Fahradfahrer auf dem Gehweg fahren. Die Straße selbst verleitet nachts zum Rasen. Da die Kurven für hohe Geschwindigkeiten nicht geeignet sind, fliegen des öfteren Autos aus der Bahn und prallen gegen Zäune und Bäume. Wer die Nerven verliert und den Stau überholen will, fährt verbotenerweise auf den Schienen der Straßenbahn. Ein Passant, der in der Mitte der Straße wartet, dass er rüber kommt, steht lebensgefährlich. Die wenigen Läden auf der Grabbeallee fristen ein trauriges dasein. Diese Straße lädt nicht ein. Die Straße ist Lebensader und verbindet wichtige und noble Teile Berlin Pankows und stellt eine wichtige Route auf dem Weg ins Grüné dar und gleichzeitig ist es eine Art Todesstreifen. Auf der Grabbeallee sind schon mehr Menschen verunglückt als auf dem Pankower Abschnitt der Berliner Mauer. Es kann sein, dass eine gute Verkehrsplanung den Zustand etwas bessern könnte aber ich zweifele daran. Alle Berliner Stadtbezirke haben solch ein Straße. Also ist es eine Sehenswürdigkeit und exemplarisch für die vom Autoverkehr geprägte Stadt. Ich freue mich schon auf die Zeit, in der die Grabbeallee selbst Ausflugsziel ist, wie um 1900 und den 20er Jahren. Bis dahin werden aber noch ein Paar Jahrzehnte Baustellen und Unfälle vor uns liegen.