Gleis 17 Gedenkstätten am Bahnhof Grunewald

Einer «dieser» Orte.
Vom Bahnsteig kommend prangt über den Treppen, die hinunter in Richtung Ausgang führen ein großes Schild mit der Aufschrift «Mahnmal Gleis 17». Das Schild ist groß und eindeutig, trotzdem könnte man es für den Hinweis auf irgendetwas total banales halten. Folgt man im aber, so führt einem der Weg weiter durch den langen Tunnel Richtung Ausgang, bis man schließlich linker Hand einen Treppenaufgang findet, der zu Gleis 17 führt. Dort weißt eine Hinweistafel darauf hin, was hier vor Jahrzehnten stattgefunden hat. Oben angelangt blickt man auf eine lange Flucht, ein Arrangement aus Bahngleisen, Bäumen, Büschen und Natur — romantisch, idyllisch, ruhig. Wären da nicht die Gedanken an das eben auf dem Schild gelesene und die in den Boden am Bahngleis eingelassenen schweren Eisenplatten mit den unfassbaren Zahlen und Daten…
Dieser Ort ist ständig zugänglich, es kostet keinen Eintritt. Fast schon inmitten des hektischen Treibens eines Bahnhofs befindet man sich in einer anderen Welt — also einfach mal die Treppen hoch zum «Gleis 17».

Ich muss zugeben, ich wusste nichts über das Gleis 17 am Bahnhof Grunewald. So war ich auch sehr überrascht, dass es hier eine Gedenkstätte gibt.
Als ich das Hinweisschild auf die Gedenkstätte gesehen habe dachte ich, «nun gut, ich bin grad da, schau ich mir doch mal an, was das ist»
Hier vom Bahnhof Grunewald, genauer vom Gleis 17, wurden mehr als 50 000 Berliner jüdischen Glaubens in die Konzentrations– und Vernichtungslager verschleppt. Der erste Zug fuhr am 18.10.1941 nach Lodz, der letzte am 5.1.1945 nach Sachsenhausen.
Dieser Ort des Verbrechens an der Menschlichkeit wurde dann nach dem Krieg lange verdrängt, erst seit kurzem gibt es hier die Gedenktafeln und Mahnmale.
Eine erste 1953 von einer angeblich kommunistischen Gruppierung am ehemaligen Stellwärterhäuschen angebrachte Gedenktafel wurde zu einem unbekannten Zeitpunkt aus unerfindlichen Gründen wieder abgehängt. Eine zweite Gedenktafel, die 1973 aufgehängt wurde, wurde 1986 gestohlen. Heute hängt hier wieder eine Bronzetafel mit hebräischer und deutscher Inschrift:
Zum Gedenken an die Opfer der Vernichtung
Zum Gedenken an Zehntausende jüdischer Bürger Berlins, die ab Oktober
1941 bis Februar 1945 von hier aus durch die Nazi-​Henker in die Todeslager
deportiert und ermordet wurden.
Die ersten offizeillen Mahnmale wurde erst in den späten 1980er und frühen 1990er Jahren angebracht.
Eine evangelische Frauengruppe hat 1987 auf dem Vorplatz des Bahnhofes ein Mahnmal errichtet, das aus 3 Bahnschwellen und einer Bronzetafel besteht. Die Tafel trägt die Inschrift:
18. Oktober 1941
Im Gedenken an die Menschen,
die von diesem Bahnhof
deportiert wurden
Berlin-​Wilmersdorf, den 18. Okt. 1987
Der Berliner Senat gedenkt den Transporten seit 1991 am Aufgang zum Gleis 17 mit einer Betonwand mit menschlichen Abdrücken. Zusätzlich ist eine Tafel angebracht, die die Inschrift trägt:
Zum Gedenken
an die mehr als 50.000 Juden Berlins, die zwischen
Oktober 1941 und Februar 1945 vorwiegend vom
Güterbahnhof Grunewald aus durch den
nationalsozialistischen Staat in seine Vernichtungslager
deportiert und ermordet wurden. Zur Mahnung an uns, jeder
Mißachtung des Lebens und der Würde des Menschen
mutig und ohne Zögern entgegenzutreten.
Die Deutsche Bahn gedenkt ihrer historischen Verantwortung erst seit 1998 mit einem Mahnmal am ehemaligen Verladegleis. Dort sind im Gleiskörper und am Bahnsteig die Daten und Fakten zu den einzelnen Transporten angebracht.
Zwar spät, fast zu spät, wird von offizieller Seite den Untaten gedacht, die hier ihren Ausgang nahmen. Aber besser spät als nie. Zumindest wird man mit den 4 Gedenkorten am Bahnhof Grunewald der unfassbaren Grausamkeit ansatzweise gerecht.
Ich bin froh, diese Gedenkstätte gefunden zu haben.

Nr. 1800 — Zeit wieder einmal für einen besonders ausgewählten Ort…
Der Bahnhof Grunewald ist eigentlich ein Stadtbahnhof. Früher wurde hier auch Güterverkehr abgefertigt. Die NS-​Zeit machte diesen Bahnhof zu einer der traurigsten Orte Berlins.
Gleis 17 — Bahnhof Grunewald — heute ein toter Gleisabschnitt — verwittert und verwildert die Umgebung! Gleis 17 ist heute eine Gedenkstätte an eine grauenhafte und unmenschliche Zeit — ich kann nur jedem selbst empfehlen, sich ein Bild zu machen. Die Wirkung ist emotional, da das Ergebnis damals Final war!
In den Bahnsteigrand sind Datums– und Ortsangaben eingeprägt. Datumzeiten die in der Zeit des Holocaust ab 1941 liegen. Orte, die als Vernichtungsorte menschlichen Lebens aus rassistischen Gründen bekannt sind.
Leider werden in unmittelbarer Nähe der Gedenkstätte neue Wohnbauten erstellt. Die Zufahrt soll dann über die Gedenkstätte erfolgen. Was für ein Umstand! Was soll das nun wieder? Ein Gedenkort sollte den Opfern und Besuchern die nötige Konzentration bieten. Fahrzeugverkehr und Anwohner passen da irgendwie nicht rein. Typisch Berlin wiedermal… halbherzig und kapital-​orientiert.
Fazit: Sehr sehenswerter Ort voller Trauer und Schande!

Am beschaulichem Platz vor dem S-​Bahnhof Grunewald enden die Buslinien M19 und 186, und stellen so die Verbindung zum S-​Bahn Netz Richtung Wannsee/​Potsdam im südlichen Bereich abseits des Q-​Damms her. Auch liegt hier die Gedenkstätte Gleis 17 die Sie besuchen können. Ein kleines bischen Infrastruktur im Bahnhofsbereich (Bäcker/​Kiosk etc.) runden des Besuch des kleinen Platzes ab!

Eher zufällig sind wir hier vorbeigekommen und waren von dem Ort sehr angetan. Ein würdevoller Platz, toll gestaltet und mit den beschrifteten Gleisstücken läuft einem schon mal der Schauer über den Rücken.

Bedrückend und wenn man den Ort mit Israelischen Kameraden besucht schämt man sich schon etwas für seine Geschichte :-(

Zwischen 1941 und dem Frühjahr 1945 wurden tausende Berliner Juden in die Konzentrations– und Vernichtungslager verschleppt. Gedenktafeln und zwei Mahnmale erinnern an das unvorstellbare Leid.
Das Mahnmal des Berliner Senats und des Bezirks Charlottenburg-​Wilmersdorf wurde am 18.10.1991 auf Initiative der Wilmersdorfer Bezirksverordnetenversammlung enthüllt.
Es befindet sich rechts neben dem Eingang zum Bahnhof Grunewald. Das von Karol Broniatowski geschaffene Mahnmal besteht unter anderem aus einer Betonmauer mit Negativabdrücken von menschlichen Körperformen und aus einer Bronzetafel mit folgendem Text:
Zum Gedenken an die mehr als 50.000 Juden Berlins, die zwischen Oktober 1941 und Februar 1945 vorwiegend vom Güterbahnhof Grunewald aus durch den nationalsozialistischen Staat in seine Vernichtungslager deportiert und ermordet wurden. Zur Mahnung an uns, jeder Missachtung des Lebens und der Würde des Menschen mutig und ohne Zögern entgegenzutreten.
Das Gleis 17 ist ein Mahnmal der Deutschen Bahn AG und wurde am 27.01.1998 auf dem Gleiskörper enthüllt.
Erinnern tut weh, aber vergessen noch viel mehr!

Die Gedenkstätte Gleis 17 Grunewald ist ein Ort, der sprachlos und fassungslos stimmt, wenn Mensch sich vergegenwärtigt, was hier in den Jahren zwischen 1933 und 1945 geschah. Es war der Bahnhof, an dem die Berliner Juden «deportiert» wurde — mit anderen Worten: an dem die Berliner Juden in den Tod geschickt wurden. Eindrücklich das Gleis 17, dass alle Daten der sogenannten Deportation auflistet — an welchem Tag wieviele Juden in welches sogenannte Konzentrationslager per Reichsbahn in den Gaskammern «deportiert» worden sind. Besucht man dieses Gleis und vergegenwärtigt sich die Menschen, die damals darauf warteten «deportiert» zu werden, dann ergreift einem Sprachlosigkeit und man kann nicht gleichgültig bleiben angesichts des heutigen Terrors, der im Namen menschenverachtender Régime und Systeme weltweit geschieht.
(Siehe Foto unten)

Viel kann man hier eigentlich nicht sehen. Gerade einmal ein stillgelegtes Gleis, rechts und links davon noch nicht einmal richtige Bahnsteige, sondern einfach nur begehbar gemachte Seitenstreifen. Das sonst übliche Dokumentationszentrum fehlt. Nur zwei Tafeln erinnern an das, was hier vor gut sechs Jahrzehnten passiert ist. Und dann gibt es noch am Zugang zu der Anlage ein Kunstwerk. Eine Betonmauer, in der Figuren von Menschen ausgespart sind. Ein starkes Bild, zeigt es doch, dass uns noch heute etwas fehlt, ein Teil von uns selbst. Denn wir haben diesen Teil unserer Gesellschaft im besten Fall vertrieben, im schlimmsten Fall in die Vernichtungslager geschickt.
Außer mir sind hier heute zwei Familien zu Besuch, beide Gruppen sprechen hebräisch. Ob es touristisches Interesse, historische Suche oder sogar das Gedenken an Angehörige ist, die sie hierher treibt, erschließt sich dem Beobachter nicht. Dennoch ist die Präsenz dieser Menschen an diesem Ort irgendwie bewegend. Das einzig Gute an der deutschen Geschichte dieser Jahre zwischen 1933 und 1945 scheint mir zu sein, dass das mit der Vernichtung der Juden eben nicht geklappt hat. Und so freue ich mich über jeden, der heute Berlin besucht.
Es ist ein schöner Herbsttag, an dem ich heute hier bin. Die Tage, an denen die Menschen hier die Züge in den Tod bestiegen, stelle ich mir grau und dunkel vor. Dabei waren sie vielleicht nicht viel anders als der schöné Tag heute. An vielen Tagen fuhren hier Züge ab, wahrscheinlich bei jedem Wetter. Wieder einmal zeigt sich, dass man sich auf den äußeren Schein nicht verlassen sollte, wenn man über Richtig und Falsch ein Urteil treffen muss. Hoffentlich gelingt dies uns allen beim nächsten Mal. Und hoffentlich wird es dann kein nächstes Mal geben.

Das stillgelegte Gleis 17 am Bahnhof Grunewald ist für mich ein ganz besonderer Ort des Gedenkens an die Massendeportation der Berliner Juden: Hier musste nichts neu gebaut oder errichtet werden, man befindet sich direkt am Orte des Geschehens. Ein ganz anderes Gefühl überkommt einem hier, es steht in keinem Vergleich zum Denkmal der ermordeten Juden. Es ist erschütternder hier, bewegender und authentischer.
Für mich persönlich das schönste Mahnmal, sofern man hier überhaupt von schön sprechen kann. Ich kann schlecht schreiben, daß es ein schöneres oder authentischeres Mahnmal ist, aber hier lebt die Geschichte, hier spürt man die Geschichte.
Von hier aus begann die grausame Deportation von über 56.000 Berliner Juden, von denen alleine hier von dieser Rampe zwischen Oktober 1941 bis Februar 1945 über 17.000 Menschen ihre Todesreise antraten. Anfangs fuhren die Züge der Deutschen Reichsbahn in die Ghettos nach Riga und Warschau, später direkt in die KZ’s Theresienstadt und Auschwitz.
Seit langem fährt hier kein Zug mehr. Als ich neulich mal wieder hier auf dem Gleis war, wehte ein kalter Wind und die ersten Blätter fielen. Außer einem alten Mann mit Hund war weit und breit niemand zu sehen. Bäume und Sträucher wachsen mittlerweile aus den Gleisen heraus und heitern die triste Gleislandschaft ein wenig auf.
Eine Tafel in hebräisch erinnert an die Schreckenstaten von damals und neugestaltete Bahnsteigkanten dokumentieren in chronologischer Reihenfolge alle Fahrten mit Zielort, sowie der Anzahl der Deportierten.
In den letzten Jahren gab es heftige Diskussionen, sollte doch unmittelbar neben dem Mahnmal auf einer Fläche von 100.000 qm ein neues Villenviertel entstehen. Bis jetzt hat sich glücklicherweise nichts hier verändert.
Es ist ein seltsames Gefühl, das einen hier überkommt, in der Erinnerung an die Ereignisse, die sich damals zugetragen haben. Es kommt mir fast vor, im Rauschen der Blätter noch verzweifelte Stimmen zu hören oder das Geräusch alter Dampflokomotiven zu hören. Doch zumindest dieser Ort hat nun für immer seinen Frieden gefunden.
Wer mit der S-​Bahn einen Ausflug nach Potsdam oder an den Wannsee plant, sollte sich die Zeit nehmen, mal kurz auszusteigen und das Gleis 17 besuchen. Die Treppen befinden sich gleich am Eingang des Bahnhof Grunewald.
Ich denke mal, viele Menschen haben, ja, nicht Angst, sondern einfachÜberwindungsangst, hierherzukommen.
Aber es ist kein schrecklicher Ort mehr. Es ist grün, ruhig, ja fast schon harmonisch hier, es macht vielleicht für viele Menschen das Erinnern einfacher, weil hier eine Art Frieden herrscht und eine Stille, die man am Denkmal am Brandenburger Tor nicht findet.
Ich bin gerne Deutsche und liebe Deutschland über alles. Aber ich weiss genau, daß ich auch ein Nachkomme einer menschenvernichtenden Maschinerie bin aber für jeden, der damit Probleme hat, oder sich schämt: Ihr habt keine Schuld, aber bedenkt, vielleicht klingt das ja nazimäßig, ihr seid das gleiche Fleisch und Blut unserer Vorfahren und es bedarf (es bedurfte) nur einer guten Überzeugungskunst. So was geht schnell, leider.
Ich bin auch alles andere als ein Moralapostel, aber man kann gerne Deutsch sein, so wie ich. Man muß nur versuchen, Türen zu öffnen, wachsam zu sein und versuchen, alles und jeden, der versucht, Nationalsozialismus wieder aufleben zu lassen, zu stoppen.
Mein ganz persönlicher Tipp, etwas gegen das schlechte Gewissen zu tun, ist nicht das ewige Verdrängen oder gar die Verhamlosung der Machenschaften des Dritten Reiches, sondern der Dialog mit Betroffenen und deren Nachkommen. Und wer jetzt sagt: Ich kenne doch keine Juden, der kann das ändern. Jüdische Gemeinden blühen überall auf, und laden vielerorts zum Gespräch ein. Einfach mal informieren.
Das Gleis 17 hat Tag und Nacht geöffnet !