Gedenktafel Otto & Elise Hampel

Dieses Ehepaar hat mehr
als eine #GuteTat vollbracht indem sie nach ihren Möglichkeiten
versuchten gegen das nationalsozialistische System anzukämpfen.
In Gedenken an sie findet sich bereits seit dem 8.4.1989 eine Gedenktafel am
Nachkriegsbau in der Amsterdamer Straße 10. Hier lebten die Hampels bis zu
ihrer Verhaftung am 20.10.1942. Ihr ursprüngliches Wohnhaus wurde jedoch durch
eine Fliegerbombe zerstört.
Otto Hermann Hampel
Herr Hampel wurde am 21.6.1897 in Mühlbock (liegt heute in Polen) geboren.
Er zog noch vor dem Ersten Weltkrieg mit seinen Eltern nach Berlin und
besuchte nur drei Jahre die Volkshochschule um anschließend als Hilfsarbeiter
tätig zu sein.
1916 wurde er als Soldat eingezogen und arbeitete danach im Anschluss bei den
Berliner Verkehrsbetrieben.
1923 fand er eine neue Anstellung bei dem Kabelwerk Siemens-​Schuckert. Hier
arbeitete er bis zu seiner Verhaftung.
Von 1928 – 1933 war Herr Hampel Mitglied des Stahlhelms. Dieser paramilitärische
Wehrverband galt als verlängerter Arm der Deutschnationalen Volkspartei.
Zwischen September 1940 – 1942 war Herr Hampel im Widerstand gegen den
Nationalsozialismus tätig. Durch eine Denunziation wurde er am 20.10.1942 auf
der Arbeit von der Gestapo verhaftet und am 8.4.1943 in Plötzensee
hingerichtet.
Elise Hampel geb. Lemme
Frau Hampel wurde am 27.10.1903 in Bismark (Sachsen-​Anhalt) geboren.
Nach dem Besuch der Volkshochschule arbeitete sie als Haushaltshilfe und
Näherin. Ab 1936 war sie aktiv als Zellenleiterin der NS-​Frauenschaft.
Am 23.1.1937 heiratete sie Otto Hermann Hampel.
Anfang Juni 1940 verstarb ihr Bruder beim Westfeldzug gegen Frankreich. Durch
den Tod vollzog sich bei den Hampels ein Wandel, welcher eine negative
Einstellung zum Staate mit sich brachte und sie zum aktiven Widerstand führte.
Auch Frau Hampel wurde am 20.10.1942 nach der Hausdurchsuchung von der Gestapo
verhaftet und am 8.4.1943 in Plötzensee hingerichtet.
Ihr Widerstand
Nach dem Tod des Bruders von Frau Hampel begannen die Beiden im September
1940 Postkarten und Flugzettel mit ungelenker Blockschrift sowie fehlerhafter
Syntax, Grammatik und Orthografie, aber deutlicher Botschaft zu verteilen. So
schrieben sie innerhalb von 2 Jahren 200 Nachrichten wie Freie Presse!
Die Hitlerei bedeutet in der Welt gewalt geht vor Recht! Bleibt für die Ewigkeit
ungerecht, Und bringt dem Volke nie einen Frieden! Vertraue auf Dich, nicht der
eingeschlichenen Hitler Bande! und verteilten diese auf belebten
Einkaufsstraßen oder in Hausfluren. Insgesamt wurden 40
Karten der Polizei übergeben, welcher durch Auffindeort und Schreibweise ein
Täterprofil ermöglichten, was die Polizei jedoch vorerst auf die falsche Fährte
führte. Am 27.9.1942 wurden sie
von einer 67jährigen Witwe in Schönberg beim Ablegen eines Flugblattes in der
Eisenacher Straße 122 beobachtete. Dieser entscheidende Tipp führte letztlich
zur Verhaftung und Hinrichtung des Ehepaares Hampel. Beide gestanden bei der
ersten Vernehmung ihre Tat. Herr Hampel versuchte seine Frau zu schützen, indem
er angab, dass er die Zettel alleine geschrieben und verteilt hatte, aber Frau
Hampel gab dies als gemeinsame Tat zu Protokoll.
Ihre Geschichte als BuchDie Geschichte der
Hampels wurde von Hans Fallada binnen weniger Wochen 1946 in Romanform
gebracht. Jeder stirbt für sich allein erschien drei Monate nach Hans
Falladas Tod am 5.2.1947.Zwischen 2002 – 2009
avancierte das Buch verdienterweise zum internationalen Beststeller. So wurde es vielfach in
der USA, Großbritannien, Israel, Frankreich und letztendlich auch in
Deutschland gelesen. Fallada arbeitete die
Geschichte der Hampels durch die Ermittlungsakten der Gestapo und des
Volksgerichts auf und veränderte mit künstlerischer Freiheit noch einiges: So heißt
u.a. das Arbeiterpaar nicht Hampel sondern Quangel und lebt im Prenzlauer Berg.
Auch der Tod des Bruders von Elise Hampel, welcher das Schlüsselereignis ihres
Widerstandes war, wird durch den Tod des Sohnes der Quangels ausgetauscht.
Einen Sohn hatten aber die Hampels nicht. Ihre Ehe blieb kinderlos. FazitDiesem Ehepaar ist es mit
ihrem Widerstand nicht gelungen das System zu stürzen. Aber immerhin haben die
beiden ihren moralischen Kompass behalten und 160 Karten wurden der Polizei
nicht übergeben. Diese Karten haben vielleicht dem einen oder anderen Mut gemacht
sich gegen den Nationalsozialismus aufzubäumen oder den anderen Kämpfern gezeigt,
dass man nicht alleine ist. Meiner Meinung nach haben
sie sich ihre Gedenktafel redlich verdient und auch Fallada hat ein unheimlich
lesenswertes, aber todtrauriges Buch über ihre Lebensgeschichte verfasst.