Die Tante möchte ein Eis. Sollse haben. So setzen wir uns an einen Tisch im Außenbereich des Cafés Venice. Es ist viel zu tun, es hat sich in den letzten Tagen Hitze aufgestaut, so dass der durchschnittliche Großstädter langsam wieder an den zurückliegenden Winter denkt und sich fragt, ob das Wetter eigentlich irgendwann Mal ein Mittelmaß zeigen könnte. Dann könnte man sich zumindest unverfroren und wohl temperiert darüber aufregen. Die Tante bestellt schnell. Der Kellner flitzt mit starrem Blick durch die Gassen der Tische. Das Eis«Pariser Becher» — alles, was Schoko enthält ist hier drin — kommt so fix, dass ich noch nicht einmal mit meiner Bestellung hinterher komme. Denn eigentlich habe ich mich auch schon für ein Eis entschieden, nur eben noch nicht, welches. Die Tante brubbelt. Ich schau erst sie an, dann ihren Becher. In selbiger Geschwindigkeit, wie die Bestellung und die sofortige Bedienung erfolgte, scheint sich das Eis verflüssigt zu haben. Die Sahne tropft in die Schokosuppe unter sich. Erst denke ich, «ja gut, es ist auch warm», als ich dann aber dem vehementen Genörgle nachgebe und in den Becher schaue, gebe ich der Verwandten Recht. Zu dem Kellner gehe ich in den Innenraum. Er rattert immer noch wie eine Uhr und seiner Kollegin am Eistresen sage ich, dass das Eis leider nicht mehr wirklich frisch sei, da sich im Becher kein Eis mehr befände. «Wie, nich’ frisch? Was meinen Sie, was ich hier mache?!?» Und dreht sich so schnell wieder um, dass ich nicht nachhaken kann. a) das Eis mit einem Heißluftföhn bearbeiten? b) lieber Eisshakes? c) etwas, auf was sie keine Lust haben? «Vergessen Sie das Eis einfach wieder» sage ich dem Herrn zu meiner rechten statt dessen und gehe zur Eis-lüsternden Tante zurück, der ich das selbe sage. Der Kaffee, der den geplanten Eisgenuss untermalen sollte, schmeckt im Übrigen gut. Aber wir sind bedient… Die Dame an der Eistheke bedient die um uns herum stehenden Eis-Gäste nun persönlich. Meine Tante bemerkt, wie gut die Becher nun aussähen. Also so Sahne obendrauf, Eis in Kugelform darunter. Eigentlich ganz normal. Als wir bezahlen, steht das Eis natürlich auf der Rechnung. Der Kellner ist genervt, er sagte nämlich irgendetwas mit«acht Euro bla», ich hörte nicht richtig hin, wie es scheint, so dass er die Frage, warum das Eis noch drauf sein, echt total unangemessen und wahrscheinlich auch dummdreist findet. Ich guck komisch aus der Wäsche als er meinte, ich solle einfach Mal jetzt höflich sein. Ooops… Ähm. Ich bin unwürdig. Unwürdig. Ich schäme mich. Und weil ich mich nun so sehr schäme, geh ich da garantiert auch nie wieder hin…