Vorwerk

«Es saugt und bläst der Heinzelmann, wo Mutti sonst nur saugen kann.» Wer kennt es nicht, dieses geflügelte Wort aus Loriots «Weihnachten bei Hoppenstedts»? Vermutlich assoziert nicht jeder den dort gepriesenen Heinzelmann mit dem, dessen Verballhornung er ist. Denn der Heinzelmann spielt verballhornend auf den berühmt-​berüchtigten Kobold von Vorwerk, jenen Namensgeber des «Morbus Kobold», den sicherlich bekanntesten deutschen Staubsauger, an.
Als ich klein war, gehörte der Kobold, das Produkt schlechthin von Vorwerk, zu den Sachen, die man, ebenso wie die berühmte Bertelsmann-​Lexikothek, die längst Geschichte ist, nicht im Laden kaufen konnte. Nein, es kamen Leute zu einem in die Wohnung. Bevor ich je das Wort Direktvertrieb gehört hatte, konnte ich es mit diesen beiden Produkten assoziieren.
Doch Zeiten ändern sich. Vorwerk gibt es noch, auch den legendären Kobold (ob er mittlerweile verletzungsvermeidender ist? Ich habe es nie ausprobiert). Doch der reine Direktvertrieb ist Geschichte. Vielmehr ist auch Vorwerk auf das, was man neudeutsch Multichannel-​Vertrieb nennt, umgestiegen.
Es gibt den berühmten Kobold mittlerweile auch in eigenen Ladengeschäften zu kaufen. So etwa seit wenigen Monaten auch in Augsburg in der Annastraße. In einer Randlage der Fußgängerzone, in einem Ladenlokal, das von den alten Räumen der Depot-​Filiale dort gleichsam abgeknipst wurde.
Und so stehen sie jetzt im Laden, nicht nur die Geräte, die nun wahrlich kein Schnäppchen sind, sondern auch Damen und Herren, die die Geräte an den Mann oder klassisch doch vielleicht primär an die Frau bringen wollen.
Wenn ich hier zu den Öffnungszeiten vorbeigekommen bin, war stets eine Übermacht an Verkaufspersonal vorhanden– man traut sich gar nicht, den doch relativ kleinen Laden zu betreten, weil man wohl einen Überfall befürchten müsste. Ich finde es immer schade, wenn man dieses Gefühl haben muss. Denn, ich bin ganz ehrlich, mal einen Kobold aus der Nähe zu betrachten (zumindest mal angucken, zum Kauf ist mir der Preis doch etwas zu happig), wäre vielleicht schon mal ein Ziel.