Burg Vischel

Burg Vischel ist in Privatbesitz, nicht öffentlich zugänglich und für den Laien auch rein optisch kein hochinteressantes Ausflugsziel.
Zwei Punkte vergebe ich dennoch, denn man kann das Anwesen, sollte man in der Gegend sein, zusammen mit der nahen Pfarrkirche samt Friedhof in landschaftlich reizvolle Spaziergänge und Wanderungen einbinden.
Ansonsten lieber eine der prächtigeren, zugänglichen Burgen einplanen.

An Karnevalsdienstag fuhr ich in die Eifel. Zwei Sachen interessierten mich: zum einen die Quelle des Vischelbaches für eine spätere Wanderung, zum anderen die Burg Vischel.
Im hoch gelegenen Ort Berg (370m) steige ich aus dem Bus. Dieser kleine Ort hat einige Einkehrmöglichkeiten zu bieten. Eines möchte ich besonders hervorheben: Zum Vischeltal (
). Bei einer Pferdewagenfahrt sind meine gesamte Familie und ich hier eingekehrt und alle waren mit dem Essen zufrieden.
Ich mache mich auf den Weg zum Naturfreundehaus Berg, dort kann man mir sicher Auskunft geben. Das Haus liegt am Hang zum Vischeltal. Es wurde zum Landschulheim ausgebaut. Kindergartengruppen werden auch angenommen, erzählt mir die nette Frau am Kiosk. Sie kennt die Vischelquelle nicht, telefoniert aber eifrig herum. Ihr Mann ist inzwischen in Sachen Quelle zu Hausgästen unterwegs. Letztlich brachte ein Telefonat die erhoffte Auskunft. Erstes Vorhaben erfolgreich erledigt.
Der Wanderweg N nimmt einen ungewöhnlich steilen Abstieg ins schmale Vischeltal. Also mit kleineren Kids sollte hier niemand herab gehen. Manchmal war ich richtig froh, dass ich mich beim Abstieg an den dünnen Fichtenstämmen festhalten konnte.
Von allen Seiten schießen kleine Rinnsale den Hang herab und dem Vischelbach zu. In wenigen Monaten werden diese winzigen Bäche versiegt sein.
Im Tal lässt ein Holzsteg das Überqueren des Baches zu. Mein Wanderweg entfernt sich vom Bach, schraubt sich langsam in die Höhe. Ein Taleinschnitt muss umlaufen werden. An der Ecke ist ein Heiligenkreuz angebracht, sehr malerisch zwischen Baumwurzeln und Fels.
Der Wald öffnet sich und ich habe einen weiten Blick über die Eifelberge bis zur höchsten Erhebung, dem Steinerberg (530m) Dort hinauf möchte ich Ende April während der Ginsterblüte.
Vor mir liegt Burg Vischel. Das Anwesen macht eher den Eindruck eines Gutshauses. Es war aber wohl früher eine Wasserburg. Die ganze Anlage ist sehr gepflegt. Da es ein Privatgrundstück ist, kann ich die Häuser nur von außen betrachten. Besonders gut gefällt mir der Scheunenumbau in eine sicherlich chice Wohnung (siehe Bild).
Auszug aus Google — wer mehr lesen möchte, klicke hier (
) Der jetzige Schlossherr, Freiherr Jörg von Holzschuher, hat das fast verfallene Gemäuer in den vergangenen Jahren sehr aufwändig restaurieren lassen. Heute entspricht das Aussehen etwa dem Zustand des 18. und 19. Jahrhunderts. Nur das Wasser im Burggraben fehlt noch. Ich las: das große, eingezäunte Waldgehege meiner Wildschweintour gehört dem Freiherrn. Schau an!
Außer dem Schloss gibt es noch eine leider verschlossene Kirche nebst Friedhof. Die Kirche wird vielleicht nur noch zu Beerdigungen genutzt. Weiterhin komplettieren zwei hübsche, alte Fachwerkhäuser und die Forstverwaltung Vischel den kleinen Ort.
Weiter geht mein Weg durch die von mächtigen Linden gesäumte Allee hinunter ins Tal (250m).Hier macht meine Wanderung einen scharfen Linksknick. Ich folge dem Vischelbach bis er links abbiegt. Ich gehe weiter geradeaus. Nun heißt das plätschernde Gewässer neben mir Gierenbach.
Die Rinnsale aus den Hängen zu beiden Seiten haben den Boden durchweicht. Mit schmatzenden Geräuschen befreie ich meine Schuhe Tritt für Tritt aus dem Morast. Noch mehr Wasser kann die Erde nicht aufnehmen, es fließt also bachartig über den Weg Goretex sei gelobt (ich kann mich noch gut an nasse Füße erinnern).
Die Modderpampen-​Wanderung nimmt ein Ende, ich darf wieder bergauf. Es ist der Hauptwanderweg des Eifelvereines und wie immer breit und unendlich geradeaus. Der Boden sieht aus, als wäre er in alten Zeiten gepflastert worden. Wahrscheinlich war es der einzige Verbindungsweg zu den Nachbarorten.
Ich beeile mich den Berg hochzukommen, der Bus fährt in einer halben Stunde von Hilberath nach Rheinbach, dann erst wieder in zwei Stunden. Klatschnass geschwitzt finde ich die Bushaltestelle zur rechten Zeit aber es kommt kein Bus! Fast eine Stunde habe ich gewartet, da oben in der Fremde, mir wurde so kalt. Das von Gourmet empfohlene Café in der alten Scheune hat bis morgen geschlossen. Seufz!
Dann rief ich über Handy die Taxibus-​Zentrale an, ob sie mir eine private Taxe rufen könnten. Obwohl ich als Adresse nur Bushaltestelle angeben konnte, kam ein Wagen aus Rheinbach, um mich zu holen. Ich war so ungeheuer erleichtert als ich endlich im Warmen saß. Der Taxifahrer erzählte, dass in Rheinbach der Karnevalszug dienstags geht und während dieser Zeit alle Straßen gesperrt sind.
Ich war noch nie so dankbar, dass es Handies gibt und die 22 Euro Taxi-​Gebühren fand ich sehr gut investiert.